Der Chef steht heute als Unternehmer im Rampenlicht und wird mit grellen Scheinwerfern kritisch beleuchtet. Der Berufsstand der „Patrons“ ist in Verruf geraten. Dies nur, weil eine Handvoll Lausbuben an der Spitze grosser Unternehmen, ihre Stellung dazu benutzten, möglichst viel persönliche Vorteile zu erschleichen. Das erst noch mit sehr fragwürdigen Mitteln. Sie sind als Abzocker in die Literatur eingegangen.
Die grosse Mehrheit der Verantwortlichen an der Spitze der Firmen, ist ihrer Aufgabe gewachsen. Die Frage muss trotzdem erlaubt sein: „Wie sollte eine gute Führungskraft aussehen? Welche Eigenschaften muss sie haben? Was muss sie können?“
Die Aufstellung der Erfordernisse ist umfangreich:
Fachwissen natürlich, aber darüber hinaus Freude am Entscheiden, Aufgaben schnell erledigen, mutig und erfolgreich sein, gut kommunizieren können, Menschenkenntnis haben, ein Vorbild sein, motivieren, organisieren, Anerkennung spenden, Druck aushalten, Ideen verkaufen, effektiv handeln, Ziele setzen und sie auch erreichen, Enttäuschungen wegstecken, belastbar sein, Konflikte lösen, im Wettbewerb bestehen und so weiter und so fort. Die Liste lässt sich beliebig verlängern.
Der Chef, ein Supermann, der alle diesen Anforderungen genügt? Quatsch! Kein Mensch ist vollkommen. Die ideale Führungskraft gibt es nicht. Auch der Chef macht Fehlern. Natürlich muss er sich im Führungsberuf auskennen. Seine Schwächen und Unvollkommenheiten hingegen, nimmt die Belegschaft ohne Weiteres in Kauf, solange zwei Bedingungen erfüllt sind:
Der Chef muss, erstens zu seinem Wort stehen.Und zweitens muss der Chef kompromisslos durchsetzen, was er für richtig hält.Ehrlichkeit und Vertrauen sind die Pfeiler, auf denen das erstklassige Vorgesetzentum ruht.
Darüber hinaus sollte er für Profit besorgt sein.Profit, ein Wort mit bösem, mit schlechtem Inhalt, ein Unwort geradezu. Dabei ist es der Stolz eines jeden Betriebs, das Geschäftsjahr mit einem tüchtigen Gewinn abzuschliessen.
Ist etwa Profit und Gewinn nicht dasselbe?Es wird immer von Unternehmensgewinn gesprochen. Der Erfolg einer Firma wird daran von der Öffentlichkeit gemessen.
„Arbeite nie in einer Firma, die keinen Gewinn erzielt!“ Riet mir einmal ein Freund. Stimmt! Gewinn ist wichtig, aber nicht das eigentliche Ziel unternehmerischen Wirtschaftens. Bei den Tätigkeiten in der Privatwirtschaft geht es nicht primär um Gewinn. Es geht um den Wettbewerbsvorteil.
Das Werk muss im Umfeld der Konkurrenz bestehen können, besser sein als der Wettbewerb. Es muss gelingen mit seinen Produkten oder Dienstleistungen Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten.
Ein bisschen besser in der Qualität des Produktes. Ein bisschen besser in der Herstellung. Ein bisschen besser als der Wettbewerb im Marketing, in der Logistik, in der Finanzierung, im Vertrieb, im Kundendienst.
Die Summe dieser kleinen Vorsprünge liefert dem Geschäft einen kräftigen Konkurrenzvorteil. Damit ist der Betrieb erfolgreich und er macht Gewinn.Gewinn ist infolgedessen der Bonus, die Folge für gutes Wirtschaften. Der Bonus für gute Arbeit. Ohne Wettbewerbsvorteile keinen Gewinn. Ohne Gewinn keinen Fortbestand der Firma.
Profit machen hingegen wird gleichgesetzt mit Geldverdienen durch Spekulation, mit profitieren eben. Geldverdienen, ohne einen Beitrag zum Wachstum der Wirtschaft zu erbringen.
Fest steht, dass der Firmenchef eines realen Wirkungskreises weit mehr Einsatz, Mut, Durchhaltevermögen, Zähigkeit und Geduld an den Tag legen muss als der Spekulant. Unternehmensführer sind keine Spekulanten und auch keine Abzocker. Es ist deshalb verständlich, dass sowohl der tüchtige Arbeitnehmer, als auch der emsige Fabrikant, sich von den Spekulanten an der Börse verschaukelt vorkommen müssen. Inzwischen ist es ruhig geworden um die Börsengeschäfte und der zielstrebige Firmenleiter, der professionelle Chef, ist mit seinen längerfristigen Strategien wieder gefragt.
So empfindet männiglich Profit als Geldraffen, ohne neue Werte zu schaffen. Gewinn erwirtschaften aber, als Bonus für gute, harte Arbeit und kreatives Gestalten.
Das ist die Kernaufgabe des effizienten Chefs.
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