Hundert Jahre

Am 19. Dezember letzten Jahres feierte Frau Elisabeth Graf, in Otterbach bei Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz, Deutschland, ihren 107. Geburtstag. Welch’ eine grosse Zeitspanne, welch’ ein hohes Alter. Mehr als hundert Jahren das Leben in Europa erfahren. Sie lebte schon, als der erste Weltkrieg ausbrach. Den Zweiten hat sie bewusst mitbekommen. Ebenso die Landung der Amerikaner auf dem Mond. Adenauer, Erhard, Kissinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schroeder und Merkel waren alle ihre Zeitgenossen.

Grosse Veränderungen begleiteten ihr Erdendasein. Vom Pferdetram zum TGV. Vom Holzherd zur Induktionskochplatte.

Nicht nur bei uns in Europa gehörten die steten Verbesserungen zum Alltag. Noch frappanter ging es in den USA zu und her. Amerika, das Land des Fortschritts, der Anführer auf dem Weg zum Wohlstand. Zu diesem Thema fand ich neulich eine interessante Zusammenstellung über das Leben in der Neuen Welt, im Jahr 1917, vor hundert Jahren also.

  • Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug gerade mal 47 Jahren.
  • Benzin für das Auto wurde in der Drogerie gekauft.
  • Bloss 14% aller Wohnungen hatten eine Badewanne.
  • Bloss 8 % der Haushalte hatten ein Telefon.
  • In den meisten Städten herrschte eine Geschwindigkeitsbeschränkung Transportfahrzeuge von 10 Meilen pro Stunde (knapp 20 km/h).
  • Das höchste Gebäude der Welt war der Eiffelturm.
  • Das durchschnittliche Arbeitseinkommen betrug 22 Cents pro Stunde.
  • Ein Fabrikarbeiter verdiente zwischen 200 und 400 $ pro Jahr.
  • Ein guter Buchhalter kam auf 2000 $ pro Jahr.
  • Ein Tierarzt zwischen 1500 und 4000 $ pro Jahr.
  • Ein Maschineningenieur ungefähr 5000 $ pro Jahr!
  • Mehr als 95% aller Geburten waren Heimgeburten.
  • 90% aller Mediziner hatten keinen Hochschulabschluss. Sie holten ihr Wissen auf so genannten «medical schools».
  • Zucker kostete vier Cents pro Pfund.
  • Ein Dutzend Eier kosteten 15 Cents.
  • Die meisten Frauen wuschen ihr Haar einmal im Monat.
  • Kreuzworträtsel, Büchsenbier und Eistee waren noch nicht erfunden.
  • Es gab keinen Muttertag und keinen Vatertag.
  • Zwei von zehn Erwachsenen konnten weder schreiben noch lesen.
  • Marihuana, Heroin und Morphium waren in der Drogerie für jedermann im Handel. Diese Drogen wurden als der perfekte Hüter der Gesundheit angepriesen. Sie gaben dem Gedächtnis Auftrieb, regelten die Verdauung und den Stuhlgang, brachten einfach alles richtig in Gang.
  • 18% der Haushalte hatten eine Dienstmagd oder eine Haushaltshilfe. Das war vor 100 Jahren. Wie wohl, würden unsere Nachfahren, 100 Jahre später, 2117 ihre Welt, ihren Alltag wahrnehmen? Für uns ist das schwer vorauszusehen. Machen wir einen Versuch und schildern eine mögliche Zukunft 2117.
  • Der Mensch wird bis dann wahrscheinlich auf dem Mars gelandet sein.
  • Im Geschäftsleben werden die meisten wichtigen Entscheidungen von Grosscomputern getroffen werden.
  • Selbstfahrende Autos, wie ich es in unserem Blog vom Juli letzten Jahres beschrieben habe, werden absolute Wirklichkeit sein.
  • Das Lebensbild des Menschen der Zukunft wird ganz anders sein. Es wird wenigerer Krankheiten geben und er selbst wird nicht mehr altern. Er wird in hohem Alter als »junger, weiser Mensch« sterben.
  • Facebook wird uns nicht mehr fragen, was wir gerade jetzt tun. Facebook wird es einfach wissen!

Einige der angeführten Innovationen mögen utopisch und befremdlich klingen. Doch die Schweiz steht erst am Anfang ihrer Reise in die digitale Zukunft. Sie hat alle Voraussetzungen, um auch in Zukunft mit dabei zu sein. Finden Sie das Ganze trotzdem etwas übertrieben? Sie brauchen es nicht zu glauben, wenn Sie diese Ideen etwas beunruhigen. Immerhin handelt es sich um Voraussagen von Wissenschaftlern, die gründlich über unsere Zukunft nachgedacht haben.

Als meine Mutter, damals in Holland das Telefon, welches an die Wand geschraubt war, benutzte, hätte sie nie geglaubt, dass 60 Jahre später, nicht nur jedermann ein portables Telefon in der Tasche hätte, sondern dass es sich dabei auch noch um einen hochleistungsfähigen Computer handeln würde. Ein Rechner mit einer Speicherkapazität von 260 Gigabites. Das entspricht ungefähr 85 Millionen [85’000’000] vollgeschriebene Schreibmaschinenseiten[1]. Schön viel Papier, ungefähr 440 Tonnen schwer, es bräuchte 11 vollbeladene Lastwagen um die Menge zu transportieren. Das alles in der Hosentasche.

Uebrigens: Als im Rahmen des Apollo 11-Projekts die Astronauten Neil Amstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond am 21. Juli 1969 den Mond betraten, war der technische Standard ihrer Computer wesentlich kleiner als jene der heutigen Smartphones, mit denen jedes Kind ein SMS verschicken kann.

Wir haben es heute ja schon sehr weitgebracht. Warum sollte es nicht so weitergehen?
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[1] Eigentlich sagten mir 85 Mio Seiten nichts. Da viel mein Blick auf ein Paket Druckerpapier, 500 Stück. Ich legte es in der Küche auf die Waage und stellte folgende Rechnung an:
500 Blatt Papier wiegen                           2417 Gramm
1000 Blatt Papier wiegen                        4834 Gramm
1 Mio Blatt                                                     4834 Kilo
85 Mio Blatt                                                  410’890 Kilo ca. 441 Tonnen

 

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