Urknall

Der Urknall, das weiss heute jeder, ist das Riesengetöse vor rund 14 Milliarden Jahren, womit alles begann. Genau vor 13’800’000’000 Jahre. Eindrücklich, die vielen Nullen. Nur sagen sie mir nichts. Milliarden Jahre, Millionen Jahre, tausende von Jahren. Das ist nicht nur lange her. Das ist ein unvorstellbar grosser Zeitraum. Der Mensch mit seinen Talenten ist nicht in der Lage, solche riesigen Epochen mit seinem Verstand zu erfassen. Unser Zeitgefühl, welches im Alltag bei Jahr, Tag und Minute so gut funktioniert, lässt uns bei erdgeschichtlichen Äonen im Stich. Schon bei mehr als tausend Jahren ist es unscharf.

Die Computertechnik hat uns in den letzten Jahren zwar ein bisschen daran gewöhnt. Da ist von Megabyte/Gigabyte/Terabyte die Rede. Ein Speichervolumen von 10 Terabyte. Eine Eins mit dreizehn Nullen. Diese Begriffe werden so dahergeredet. Wirklich erfassen um was es da geht, das geht nicht. Es ist zu hoch für unseren Verstand.
Als Beispiel:
Die Dinosaurier, die grössten Tiere, die je gelebt haben, beherrschten im Erdmittelalter unseren Planeten während 150 Millionen (150’000’000) Jahren. Sie lebten in der Jura-Kreidezeit zweihundert Millionen Jahre vor heute. In der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts brach eine eigentliche Dinosauriermanie aus. Vor allem die Kinder liebten die Dinos. Niemand aber wusste genau, wann das war.

Ich kann es nicht lassen. Ich möchte mir von diesen grossen Zahlen einen Begriff machen. Ich brauche eine Eselsbrücke.
Um die Zeitverhältnisse seit dem Urknall zu vergegenwärtigen, bleibt nichts anderes übrig, als sich an diese Riesengrössen zu gewöhnen. Sie müssen in Fleisch und Blut übergehen. Was bei uns ein Jahr ist, entspricht in der Erdgeschichte einer Milliarde. Ein Monat wird zu ungefähr 83 Millionen. Der Tag zu knapp drei Millionen Jahren Eine Stunde wäre in diesem System ungefähr 1’250 Menschenleben.

Viel weiter hilft uns dieses Gedankenspiel nicht. Es braucht eine andere Veranschaulichung. Ein Bild, welches die Enormität dieser Zeitintervalle vor Augen führt. Uns erahnen lässt, worum es sich handelt.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich bitte Sie mit mir ein Experiment zu machen.
Angenommen ein alltägliches, uns bekanntes Erdenjahr werde zu einem Quadratmeter Bodenfläche. Dann entspräche ein Quadratkilometer einer Million Jahre oder hundert Fussballfeldern. Die Bodenfläche des Kantons Zürich stände für 1,8 Milliarden Jahre. Um die Zeit vom Urknall bis zu unserer Zeitrechnung zu visualisieren, bräuchte man sieben Mal den Kanton Zürich. Echt gross! Für die Dinos-Epoche genügte der Kanton Zug.
Danke fürs Mitmachen, lieber Leser. Allzu gut läuft es immer noch nicht. Viel haben wir im Umgang mit grossen Zahlen nicht dazu gelernt.
Ein letzter Versuch: Für die Zeit von heute bis zum Big Bang müsste man 140 Millionen Menschenleben hintereinanderschalten.
Für uns ist ein Menschenleben wichtig. In den Dimensionen der Erdgeschichte ist es ein Wimpernschlag.

Gehen wir davon aus, wir hätten uns an die grossen Zeitspannen gewöhnt und könnten damit umgehen wie mit dem Einmaleins.
Zwei neue Fragen drängen sich jetzt auf:

  1. Wieviel Zeit verstrich seit Anbeginn, bis das erste Leben auf unserem Planeten auftauchte?
  2. Ist es möglich, dass aus lebloser Materie Leben entsteht?

Erste Antwort:
Es dauerte rund 10 Milliarden Jahre. Das Leben begann vier Milliarden vor heute.
Zweite Antwort: Ja

Zuvor noch eine Klärung:

  • Wann kann von Leben gesprochen werden?
  • Was ist Leben?

Wenn ich über das System Leben nachdenke, fallen mir spontan ein paar Begriffe ein: Fortpflanzung. Stoffwechsel. Hoch organisiert. Anpassungsfähig. Wachstum. Und nicht vergessen, die Desoxyribonukleinsäure (DNS) und die Gene.
Das Leben, wie es auch ist, es ist gut und es ist ein kompliziertes aus vielen Einzelteilen zusammengesetztes Ganzes.
Verfolgen wir die Entstehungsgeschichte, so treten ein paar Besonderheiten zu Tage. Die DNS, auf der das Leben beruht, brauchte 8-9 Milliarden Jahre, bis sie lebensfähig war. Dann entstanden Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere und Menschen. Das Erstaunliche daran ist, dass es für den Aufbau dieses Makromoleküls nur sechs Elemente benötigte. Drei gasförmige, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Drei Festkörper, Kohlenstoff, Phosphor und Schwefel. Nicht allzu lange nach dem Urknall stand ein Arsenal von etwas über neunzig Elementen zur Verfügung. Für den Bau des Lebens wurden aus diesem Angebot bloss sechs einfach gebaute Atome ausgewählt. Äusserst sparsam, äusserst genial.
Aus diesen sechs Elementen entstanden zwei Bausteingruppen, die Aminosäuren, zwanzig Stück und die Nukleotide, vier Stück.
Bis aus diesen vierundzwanzig Legosteinen die DNS aufgebaut war, verfloss viel Zeit. Es brauchte noch Wasser und Energie. Der Prozess fand in einer sehr unwirtlichen Umgebung statt. Auf der Erde herrschte ein flächenweiter Vulkanismus. Temperaturen stiegen über 1000°C. Die ultraviolette Strahlung trieb ihr Unwesen. Ein Dauerregen während 40’000 Jahre ergoss sich vom Himmel. Das alles in einer hochgiftigen Atmosphäre. Aus dem Weltall prasselte in einem nicht enden wollenden Bombardement Materie auf unseren Planeten ein. Eiszeiten bremsten diese Dynamik. In einem solchem Ort der Verdammnis entstanden, tief unten in den Meeren, die Bakterien.
Damit war das Leben geboren. Jetzt kam Bewegung in die Bude. Die Photosynthese lieferte den Luftsauerstoff für die Gasatmosphäre. Die Lebewelt, wie wir sie kennen, entwickelte sich.
Damit war klar, es kann Leben aus lebloser Substanz entstehen. Von Anfang an war ein solcher Vorgang in einem Wechselspiel von Energie und Materie programmiert. Einmal da, wird das Leben ein stetiges Dasein pflegen. Solange bis die Erde ihre Existenz aufgibt.

Liebe Leserin, ich kann sie noch nicht aus dem so schwer verständlichen Umgang mit den Zeiträumen und Zahlen entlassen. In den letzten 500 Millionen Jahren fanden auf unserem Planeten fünf Klimakatastrophen statt. Erzeugt wurden sie durch Eiszeiten, Vulkanismus und das Herabstürzen von Asteroiden aus dem Weltall. Dabei wurden um die 80% der lebenden Arten ausgelöscht. Ein richtiges Massenaussterben der Arten. Einmal wurde es sehr knapp. Es blieben nur 2% der Arten übrig. Von dort an, es war vor 365 Millionen Jahren, gab es einen veritablen Neustart. Neues Leben wuchs aus den Trümmern. Artensterben gehört zur Evolution. Es herrscht ein stetes Kommen und Gehen. Wie wir das bei den grossen Kulturen, bei den Ägyptern, den Sumerern, den alten Griechen und Römern, bei den Inkas, den Azteken und sogar bei den Dinos feststellen konnten.
Der Jetztzeitmensch, taucht vor rund 35’000 Jahren in Erscheinung. Der verständige Mensch, der homo sapiens, erobert den Planeten.
Mengenwechsel!
Jetzt, wo wir uns so richtig an die grossen Zeiträume gewöhnt haben, sprechen wir nur noch von ein paar schlappen Tausendern. Schrieb ich vorhin von einem Wimpernschlag, so handelt es sich immer noch um 350 Menschenalter oder achtzehn Mal die Zeit von Christi Geburt bis heute. So lange bewohnt der Mensch, wie wir ihn kennen, den Planeten.
Wir sind zusammen in die grossen Zahlen eingetaucht. Wir haben den sehr langen, komplizierten Prozess der Herstellung der DNS erkundet. Dann konnten wir feststellen, dass das Artenaussterben zur Evolution gehört.

Da brennt nur noch eine letzte Frage unter den Nägeln.
«Wie steht es mit dem homo sapiens von heute und mit seiner Kultur? Wird sie vielleicht auch einmal vom Planeten verschwinden? Wird es in Zukunft wieder zu einem Aussterben kommen?»

Wir werden das sicher nicht erleben. Aber ich halte es für sehr wahrscheinlich. Das Leben wird nicht verloren gehen. Es wird zu einem Neustart ansetzen. Es werden neue Bakterien, Pilze, Pflanzen und Tiere keimen. Wahrscheinlich ein – zwar völlig anderer – neuer homo sapiens entstehen. Er wird die Erde wieder erobern. Das wird lange dauern, viel Zeit beanspruchen.

Aber davon haben wir ja im Überfluss. Milliarden von Jahren.

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Ein Gedanke zu „Urknall“

  1. Edmond Berrang möchte folgenden Kommentar posten:

    Seit über 10 Jahren haben die Physiker mit diesem alten Zopf, dem Urknall, abgerechnet. Heute sind ganz neue Theorien im Umlauf. (siehe z.B Roger Penrose – Nobelpreis Physik 2020 geb. 1931 – auf UTube). Der Urknall oder das Märli vom DNS magst du mit Küde oder Bernd gerne diskutieren, aber nicht mit mir.
    So auch das Enstehen des Lebens als Unterprodukt der Chemie und der Physik. Spätestens seit 1927 (Quantenphysik) ist dieses Märchen obsolet geworden.
    Das Enthumanisieren der Natur und der beginn des Materialismus (beginnend mit Descartes und über Newton bis zum Grossen Uhrmacher der Reformierten Kirche) hat spätestens mit Heisenberg und Niels Bohr ein Ende gefunden. Leider ist es noch nicht (seit 100 Jahren N:B) nicht in den guten Stuben angekommen.
    Wir haben seit dem Jahr 2000 den „Human Genome“ endlich entschlüsselt: Oh Schreck – wir haben weniger Genen (22500) als ein Wasserfloh (31000) und kommen in der Gentechnik kaum vom Fleck: Gene sind halt nur programmiert um eine einzige Proteine zu bauen: entscheiden tunt sie nichts. Wer entscheidet dann?
    Und fehlt das gebrauchte Gen, nimmt der Nachbar den Job auf! Genen sind wie die Tasten eines Klavier: toll, wir haben alle 88 Tasten erkannt! Aber welche Melodie wird damit gespielt?
    Eine Menschliche Zelle kommt IMMER aus einer selben Stammzelle: sie ist copy-paste immer (genetisch) identisch: aber wie weiss sie, dass sie ein Teil des Auges, des Magens oder eines Knochens werden muss? Es braucht dazu einen Plan. Und erst dann die Genen.
    Wenn du ein Haus baust, beginnst du ja auch nicht zuerst mit Backsteine und Beton, Fenster und Türen, Elektrokabel und Wasserleitungen zu besorgen, und rührst sie solange in einem Mischer herum, bis am Ende, nach Milliarden von Jahren, per Zufall ein fixfertiges Haus mit Sauna und Einbauküche herauskommt. Und als Cherry on the cake: als quasi Unterprodukt, wird sogar dir noch den Plan nachgeschmissen. Dass aber behaupten die Materialisten. Der Geist als Unterprodukt der Physik und der Chemie.
    Der gesunde Menschenverstand sollte doch einsehen, dass es zuerst eine Idee, dann einen Willen, dann eine Planung, dann einen Einkauf, dann eine Arbeit braucht um das Haus zu bauen, und nicht umgekehrt.

    Und Überhaupt: Der Ursprung der DNS ist nicht restlos geklärt. Die Theorie der 50er Jahren, dass Blitze in einer Ursuppe DNS entstehen lässt, wurde während Jahren kolportiert. Diesen Schritt haben die Forscher noch nicht in Experimenten nachvollzogen – ist aber heut wahrscheinlich widerlegt. Somit ist der Weg frei für alle Arten von Theorien: kam die DNS ausserirdisch zu uns? Hat es einen Plan dahinter gegeben? Oder ist es nur einen Unfall gewesen? Wer weiss das schon…

    Mit Descartes, Darwin und Newton hat eine Ära der „Aufklärung“ begonnen: gut so. Aber wir dürfen nicht so Arrogant sein, dass wir der Überzeugung sind, unsere entdeckte Gesetzte seien fürs ganze Universum gültig. Mit Einstein ging die Reise nochmals weiter, aber auch er hatte seine Grenzen und lachte R. Feynman aus, als er seine Diagramme der QED (Quantenelektrodynamik) aufzeichnete, und meinte während eines der Solvay Treffen (wo nur die Elite der Weltwissenschaft eingeladen wurde): „Der Typ da, mit seine Comic-Zeichnungen sollte man hier nicht mehr einladen“. Feynman bekam 1965 den Physik-Nobelpreis dafür, und dank ihm ist bewiesen, dass die Zeit subnuklear rückwärts laufen kann – und tut!
    Übrigens: Descartes, Darwin, Newton und Einstein waren allesamt Gläubige….
    Und die Absolute Lichtgeschwindigkeit, die von Einstein stipuliert wurde und fürs ganze Universum gültig sein sollte, hat sich auf der Erde schon als variabel entpuppt: Messungen ergaben unterschiede zu bis 40 km pro Sekunde….

    Somit ist deine Posse, wenn ich sie auch sonst mag, weil sie human und authentisch ist, so ziemlich schräg daneben geraten.
    Es freut mich, dass meinen Unmut nicht durchgesickert ist. Immerhin.
    Aber am liebsten hätte ich einen Gegenentwurf gepostet und wäre auf die Barrikade: Grosspapi Hans, der das entstehen des Universums erklärt, na ja, könnte schon passen, würde er nicht alter Käse aus den 1940er Jahren Posaunen…

    Und wo blieb der Geist in diese Geschichte?
    Hätte etwas mehr erwartet – woran du ja sonst so in der Lage bist.
    Diesmal hat sich mein Blut gewallt. Ich bin nämlich in der Physik eher auf dem Laufendem…
    Schuster bleib bei deinen Leisten, Hans.

    Wir entdecken jeden Tag etwas Neues: und der Stand unseres Unwissens ist das Einzige, worüber wir sicher sein können.
    Auch diese Zeilen werden in 10 Jahren sicher obsolet tönen…

    Edmond Berrang

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