Prüfung

Wem liegt dieses Wort nicht tonnenschwer auf der Brust? Lehrabschlussprüfung, Aufnahmeprüfung, Reifeprüfung, Meisterprüfung, Fähigkeitsprüfung, Platzreifeprüfung, Fahrprüfung. Wahrlich, viele Prüfungen bringt das Leben. Sogar der Telefonjasser im Fernsehen unterzieht sich freiwillig dem Prüfungsdruck.
Neuerdings tritt diese Bewährungsprobe auch unter dem harmlos erscheinenden Begriff „Test“ an uns heran. Rorschachtest, Intelligenztest, Eintrittstest, Eignungstest.
Wer erinnert sich nicht? „Jetzt habe ich die Lehrabschlussprüfung bestanden! Jetzt bin ich frei vom Prüfungsstress. Jetzt beginnt das Leben. Endlich prüfungsfrei.“ Und schon steht der Erwerb eines Führerausweises zu Debatte. Theorieprüfung, praktische Fahrprüfung. Geschafft. Es ist wirklich vorbei, endlich.

Die Geburt des ersten Kindes steht bevor. Welche Prüfung für die Mutter – vom Vater ganz zu schweigen. Ein Wechsel in der Arbeitswelt wird ratsam. Da heisst es eine neue Stelle suchen. Bewerbungsschreiben, Anstellungsgespräch. In wie weit unterscheidet sich diese Ochsentour von der mündlichen Diplomprüfung? „In drei Tagen werde ich wissen, ob ich die neue Stelle bekomme.“ Eine Nervenprüfung. So geht es weiter im Leben. Ein medizinischer Eingriff muss entschieden werden. Die Kinder sollen ins Gymnasium. Im Geschäft ist eine sehr wichtige Vergabeverhandlung zu führen.

Das Leben ist eine Dauerprüfung.

Zwei Monaten nach dem 70. Geburtstag. Eine Aufforderung zum Fähigkeitstest beim Arzt. Er soll prüfen, ob die Person körperlich und geistig noch in der Lage ist, sich im Verkehrsgetümmel zu Recht zu finden. Mit der Zeit lehrt das Leben die Lektion: Die Prüferei hört nie auf.
Wie gut wäre es, wenn wir das schon in ganzen jungen Jahren gewusst hätten. Vom ersten Diktat an in der Unterstufe. Die Angst vor dem Prüfungsgespenst wäre verschwunden. Jeweiliges Lampenfieber auf ein Mindestmass zusammen geschmolzen.

 Junge Menschen, herhören, nur diese Zeilen lesen:
Prüfungen gehören zum Leben. Meistens besteht man sie. Ab und zu fällt man durch. Lasst Euch nicht von einem solchen Ereignis hypnotisieren. Geht wieder hin, diesmal besser vorbereitet. Nehmt die Herausforderung sportlich an. Wie bei einem Tennismatch unter Freunden. „Ich weiss ich kann gut spielen. Ein Quäntchen Glück werde ich wohl auch noch haben“.
Wenn der Match gewonnen ist, ist die Prüfung bestanden. Es stellt sich als Belohnung ein wunderbares befreiendes Gefühl ein. Das Gefühl der Sicherheit etwas zu können. „Ich habe gewonnen!“

 

 

 

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