Neu! Die erste Gastkolumne

vW-. Maik gehört zu einem meiner ältesten Freunde. Unsere Freundschaft hat bald 70 Jahre Bestand. In dieser langen Zeit haben wir uns nie aus den Augen verloren. Regelmässig sitzen wir im kleinen Kreis zusammen und führen heftige Diskussionen, ja Dispute.
So war es auch vor einigen Tagen, am Feste des Heiligen Lucius. Schönes Wetter herrschte. Der erste Frühlingstag meldete sich an.
Als wir auf dem Sächsilüüte-Platz am Bellevue unsern Kaffee tranken und tief in Diskussionen versunken waren, beschloss ich spontan auf dieser Website ein Gastkolumne einzurichten. Maik nahm mein Angebot an, der erste Gastautor zu sein und sendete den folgenden Artikel. Ich wünsche Freude bei der Lektüre.

 

Der Menschheit geht der Mensch verloren! (?)

Von meinem Freund aus der Jugendzeit zum ewigen Pessimisten verknurrt, der es nicht sein lassenkann, bei jeder Gelegenheit eine noch so gute Stimmung zum Kippen zu bringen, wurde ich zu einer Kolumne in seinem  Monats  Blog aufgefordert.  Ich weiss nicht, ob er damit meinen Überzeugungen heimlich einen gewissen Grad von Berechtigung zugesteht oder ob er mich herausfordert einmal wirklich den Themen auf Grund zu gehen, in der Hoffnung, dass ich von selber zur Erkenntnis gelangen würde, wonach mein ‚schwarz sehen‘ nur den Nutzen hat, unserer Diskussion Runde den spassigen Pfiff zu verpassen, damit es ja nicht zu langweilig würde. Also gut, mache ich mich auf den Weg, der mir Erleuchtung und Entspannung aufzeigen sollte.

Unsere Diskussionen bewegen sich jeweils innerhalb der Eckpfeiler unserer Wahrnehmungen, nämlich:

Familie, Kirche, Kultur, Staat.
Über jeden dieser 4 Themenkreise könnte ich meine Schwarzmalerei pinseln. Auch jedem Leser dieses ‚letters‘, würde es nicht schwer fallen, genügend Erlebnisse, Erfahrungen, Wahr-, resp. Unwahrheiten zusammen zu tragen um eine Krise innerhalb dieser Pfeiler  zu orten.  In der Familie wird der Wohlstand höher bewertet als das Kindswohl, wenn es darum geht das Einkommen des Haushalts zu optimieren. Die Kirche ist heute hauptsächlich damit beschäftigt, den religiösen Betrieb administrativ zu bewältigen, mangels Personal, und lässt den eigentlichen Auftrag der Seelsorge und der Pflege der Gemeinschaft verkümmern. Kultur kämpft um öffentliche Mittel, in Anbetracht des heftigen Gegenwindes, welcher deren Bedürfnisse und Berechtigungen entgegen bläst. Der Staat hat Mühe das Wohl des Menschen, insbesondere des Individuums, zu verteidigen, gegen die Kräfte der  Globalisierung, welche stets noch höhere Ziele anstrebt, auf Kosten von Gesundheit und Natur.

Nachdem ich nun meinem Pessimismus genüge getan habe und um meinem Freund zu beweisen, dass ich kein sturer Bock bin, sammelte ich für jeden obigen Begriff einige Beispiele welche mich veranlasst haben, hinter dem Titel dieses Beitrags ein Fragezeichen zu setzen als Zeichen des ‚Relativen‘.  Ein Glas ‚Walliser Roten‘ dazwischen, hat dem Rest der Überwindung den notwendigen  Schub verliehen.
In früheren Zeiten hat die Familie dem ausschließlichen Zweck der Fortpflanzung und dem Überleben der Familie gedient. Burschen wurden zur Arbeitsbewältigung erzeugt, Mädchen dienten den Bedürfnissen des Niederen- Standes und der Schaffung von Familien übergreifenden Machtverhältnissen mit entsprechenden Plan-Heiraten.  Hatte die Familie besonders viele Kinder erzeugt, mussten junge Männer in Kriegsdienste verschachert werden, um dem Mangel an Nahrungsmittel  vorzubeugen und ein Zusatz Einkommen zu generieren. Das Wort Liebe wurde in der Familie nie gesprochen und schon gar nicht gelebt.  Dass sich dies geändert hat, haben wir der Aufklärung zu verdanken und modernen, aufgeschlossenen Philosophen. In der heutigen Zeit hat die Entwicklung des Zusammenlebens von Gemeinschaften, noch mehr dazu beigetragen, dass der Wert der Familie, nicht nur in Form aber auch in Varianten, mehr Menschen entgegenkommt und natürliche Bedürfnisse befriedigt. Wenn es gelingt diesen Kern des menschlichen Daseins soweit zu bringen, dass niemand mehr Angst vor Selbstbestimmung zu fürchten hat, ist dem friedlichen Beisammensein keine Grenzen mehr gesetzt.  Setzt sich diese Überzeugung durch, kann auch das geflügelte Wort: In der Familie muss glänzen, was glänzen soll im Staat, wieder seine Berechtigung zurück gewinnen.

Seit dem herausragenden Jahr 1517 hat sich die Kirche nach Kriegen, Verfolgungen, menschenverachtenden Übergriffen zu einer Einrichtung gefunden, welche den Begriff Toleranz versucht mindestens in Wort und auch Taten umzusetzen. Die Ökumene wird in vielen Kirchgemeinden gelebt, und wo dies geschieht ist das Zusammenleben merklich und sichtlich zu neuen Ufern aufgebrochen. Es wird zusammen gefeiert, musiziert und gegeben falls getrauert.  Die alten Gegensätze haben ihre Bedeutung verloren oder sind zumindest bei den Gläubigen kaum noch erklärbar. Es ist erstaunlich, dass in Gemeinden in denen diese Entwicklung schon früh einsetztet und heute zur Selbstverständlichkeit wurde, ist es auch auf der politischen Ebene ruhiger geworden und hat zu erstaunlichen Resultaten geführt, von der die Allgemeinheit profitiert. In diesem Klima wird auch der Begriff ‚Nächstenliebe‘ gelebt, was schließlich keine Kultur oder Andersgläubigkeit verwerfen kann. Atheisten inbegriffen.

Gerade ist in Hollywood die Oskar Verleihung über die Bühne gelaufen. In Anbetracht der weltweiten Beachtung dieses zwar nicht weltbewegenden Ereignisses aber doch grosser Aufmerksamkeit erheischend, versuche ich diesen, der Kultur zu zu ordnenden Anlass eine gebührende Beachtung zu verleihen.  Für einmal schafften es nicht politische Themen oder verkleidete Wirtschafts Sponsoren zu Titeln der Presse, sondern mutige Frauen, welche die derzeitige Sympathie-Welle zu nutzen vermochten. Herz und Empathie regten selbst hartgesottene Männerherzen und es ist zu hoffen, dass das Kulturleben, weltweit, verkrustete Kriegshetzer zum Nachdenken verleitet und aufzeigt, dass es in unserem Leben für Friedensförderung Platz haben sollte, statt irgendeiner Ideologie anheimeligenden Lebensanschauung Menschen und Natur zu opfern.
Im Staat scheint sich etwas zu regen. Nach jahrelangen Flügelkämpfen, steigt die Hoffnung, dass die Vernunft vor Macht zu siegen beginnt. Zwar sind die Anzeichen nur leicht zu spüren und die Protagonisten, links und rechts kämpfen verbissen um den Rest ihrer Verbohrtheit, diese ins vermeintlich gelobte Land zu retten.  Ewig lassen sich die Bürger nicht täuschen. Irgendeinmal erkennen sie, dass  nur ein ‚Aufeinander Zukommen‘ Bestand hat und das ‚Gelten Lassen der anderen Meinung‘ auch hartgesottene Wutbürger nieder ringt. Leider ist mein Mut, mein angefressener Pessimismus in Schranken zu weisen, gerade in diesem Punkt der politischen Ebene, auf wackligen Füssen. Mein lieber Freund, hier hast Du noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, was auch den Zweck hat, unsere heissen und anregenden Meetings nicht versiegen zu lassen.

Setzen wir Akzente, wo immer wir uns bewegen, lassen wir keine Gelegenheit vorbeiziehen, der schleichenden Gleichgültigkeit Tiefe zu überlassen, welche sie auf Grund unserer bevorzugten und einmaligen  Lage sich einzubohren versucht.

Dein Freund
Maik
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Maik hat den 80. Geburtstag schon hinter sich und lebt im Kanton Luzern

 

 

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