Reisen

 

 

Noch dreizehn Knoten in der Schnur.
Nach dem Krieg hatte mein Vater in Freiburg i.Ue. ein Hotel gepachtet. Mein Bruder und ich hatten dort ein eigenes Zimmer. Vierzehn Tage vor Sommerferienbeginn hing eine Schnur mit 14 Knoten über mein Bett. Mit jedem Tag, an dem die Ferien näher rückten, wurde ein Stek gelöst. So sah meine erste Agenda aus. Sie zeigte an, wann mein Bruder Robert und ich unsere Ferienreise nach Leuk antreten werden. Wir zwei hatten während des Krieges, als unsere Onkel und mein Vater Aktivdienst leisteten, die Freiheit der Jugend in Leuk kennen und schätzen gelernt. Seit wir in Freiburg wohnten, war es eine beschlossene Sache, an Ostern und im Sommer bei Grand’maman den Urlaub zu verbringen. Vom ersten Ferientag bis zum letzten genossen wir die grosse Unabhängigkeit im Wallis.

Die Organisation des ganzen Projekts lag in meinen Händen. Zuerst wurde die Schnur geknotet. Danach schrieb ich einen Brief nach Leuk an meine Grossmutter. Wir würden uns freuen, auch dieses Jahr wieder die freie Schulzeit in Leuk zu verbringen. Eintreffdatum und Ankunftszeit wurden gemeldet. Mein Vater legte dem Schreiben noch zwei Hundertfrankennoten bei. Ein Beitrag an die Rente seiner Mutter.
Vorher hatte ich bereits am Bahnhof den Fahrplan «Freiburg – Lausanne – Leuk» herausschreiben lassen. Mit diesen Unterlagen gewappnet, wurde der Plan beim Mittagessen (der einzige Moment, in welchem die ganze Familie zusammen war) besprochen und bewilligt. Einige Tage später traf die Antwort aus Leuk ein. Sie war wie immer positiv. Das Unterfangen konnte ausgeführt werden. Ab nun waren die notwendigen Arbeiten bis zum Reisetag nur noch Routine: Abschlusshausaufgaben erledigen. Das Gepäck vorbereiten. Diese Fracht wurde zwei Tage vor Abreise per Bahn nach Leuk verschickt. Um Taschengeld betteln. Die Kleider für die Reise bereitlegen. Und was noch so für die Ferien nötig war, in einen Rucksack verpacken. Reiseproviant ja nicht vergessen.
Am Abend vor der Abreise kontrollierte Mama die wichtigsten Faktoren. Die zwei Fahrkarten zum halben Preis, dritter Klasse, hatte ich schon gekauft. Alles war bereit, keine Knoten mehr in der Schnur.

Abreise.

Das war ein echtes Ereignis. Zwei Knaben, dreizehn und acht Jahre alt, waren allein unterwegs ins Wallis. Wir hatten einen prächtigen Sommertag erwischt. Die Landschaft zog an uns vorbei. Der Kanton Freiburg und die Waadt präsentierten sich im Sonntagskleid.
Oft wurden wir von erwachsenen Fahrgästen angesprochen. Wirkliche Dialoge entwickelten sich nicht. Die Erwachsenen wunderten sich, dass man zwei so kleine Jungen allein reisen liess. Von dieser versteckten Kritik an die Sorglosigkeit unserer Eltern merkten wir damals nichts. Wir genossen das Abenteuer. Wir unterhielten uns prächtig. Auf meinem Taschenschach, wo die Figuren auf dem Brett magnetisch fixiert waren, vertrieben wir uns die Zeit.
Kurz vor Lausanne beschlossen wir, einen Zug zu überspringen. Wir wollten in Ouchy die Schwäne füttern. Auf dem Plakatfahrplan im Bahnhof Lausanne hatte ich die neuen Reisezeiten herausgelesen und notiert. Alles klappte. Ein Teil unseres Mittagessens wurde den Enten und Schwänen gefüttert. Anderthalb Stunden später sassen wir wieder in der Holzklasse des Schnellzugs nach Brig. Als wir in Leuk-Susten den Zug verliessen, war zu unserer Überraschung niemand von der Familie anwesend. Onkel Ferdi hätte uns abholen sollen. Es war mir nicht klar, warum er nicht gespürt hatte, dass wir mit dem nächsten Zug das Rhonetal bereisen würden. An seiner Stelle wurden wir vom Posthalter Dupont eingefangen. Er überschüttete uns mit Fragen und mit Vorwürfen. Er buxierte uns zusammen mit seinen Postsäcken in die Leuk-Leukerbad Bahn. Auf der Bergfahrt erklärte uns Herr Dupont, dass wir als verloren galten. Das ganze Städtchen sei in Aufruhr. Die Enkel des Barons seien auf der Reise ins Wallis verloren gegangen. Wir verstanden die Aufregung nicht. Wir hätten doch bloss in Lausanne einen Zug übersprungen, um bei dem schönen Wetter den Genfersee zu besuchen. «Das geht so nicht! Wenn ihr schon ohne Begleitung von Erwachsenen reist, müsst ihr euch an die abgemachten Zeiten halten», so Dupont. Für mich war es das Selbstverständlichste der Welt. Wer nicht zur genannten Zeit ankommt, hat einen Grund und wird mit dem nächsten Zug eintreffen. Ist doch kein Problem.
Mit der Zeit wurde mir klar, da liegt grosse Schelte in der Luft. Etwas bange näherten wir uns dem Haus der Grossmutter. Sie stand in der Küche am Herd. Als ich vorsichtig auf sie zu kam, klatschte sie fröhlich in die Hände. «Da seid ihr ja, ihr zwei Vagabunden. Gut ist euch nichts passiert.» Liebevolle Umarmung, Küsschen links und Küsschen rechts. Wie wenn nichts geschehen wäre.
Onkel Ferdi fand unsere Eskapaden gar nicht lustig. Er sei sehr beunruhigt gewesen, als wir nicht zur gemeldeten Zeit in den Susten aus dem Zug gestiegen seien.
Beim Nachtessen gelang es mir, alles zu erklären. Ich berichtete von der schönen Fahrt durchs Freiburgerland. Von dem strahlenden Wetter. Von dem berechtigten Wunsch den «Lac Léman» mit den «Dents du Midi» im Hintergrund wieder einmal zu sehen. Es war mir gelungen, die Tischrunde mit meiner Begeisterung für unsere Entscheidung, die Reise zu verlängern, zu überzeugen. Onkel Hans machte mit der Bemerkung «für mich seid ihr mir vielleicht etwas zu selbständig» dem Drama ein Ende. Damit nahmen wundervolle Ferien in Leuk ihren Anfang.

PS: Wie ich das heute so schreibe, verstehe ich die Aufregung, die wir verursacht hatten. Damals gab es keine Smartphones. Wahrscheinlich würden heutige Eltern eine solche Expedition gar nicht zulassen. Jedenfalls wäre ein ständiger Telefonkontakt von Umsteigestation zu Umsteigestation nicht nur erwünscht, sondern geradezu befohlen worden.

In unserer Jugend gab es mehr Freiheit. Die Eltern bauten auf ihre Erziehung. Sie hatte von Jung an an der Eigenverantwortung ihres Nachwuchses gearbeitet.

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Voyages

 

Voyages

Encore treize nœuds sur la corde.
Mon père avait pris après la guerre un hôtel à Fribourg (Suisse) en location-gérance. Mon frère et moi y avions notre propre chambre. Quinze jours avant le début des vacances d’été, une corde nouée de 14 nœuds était suspendue au-dessus de mon lit. Chaque jour s’approchant des vacances desserrait un nœud. C’était là mon premier agenda. Elle indiquait la date à laquelle mon frère Robert et moi allions commencer notre voyage de vacances à Loèche. Pendant la guerre, lorsque nos oncles et mon père faisaient leur service actif, nous avons tous deux appris à connaître et à apprécier la liberté de la jeunesse à Loèche. Depuis que nous vivions à Fribourg, c’était chose décrétée de passer nos vacances à Pâques et estivales avec grand-maman. Du premier au dernier jour de nos vacances, nous avions profité de notre grande indépendance en Valais.

L’organisation entière du projet était entre mes mains. Tout d’abord, il fallait nouer la ficelle. Ensuite j’écrivais une lettre à grand-maman à Loèche. Nous serions heureux de passer le temps libre à Loèche cette année encore. La date et heure d’arrivée furent communiquées. Mon père ajoutait à la lettre deux billets de cent francs. Sa contribution à la pension de sa mère.
Avant cela, j’avais déjà fait noter l’horaire „Fribourg – Lausanne – Loèche“ à la gare. Armé de ces documents, le plan a été ensuite discuté et approuvé durant le déjeuner (le seul moment où toute la famille était réunie). Quelques jours plus tard, la réponse de Loèche arrivait. Réponse positive, comme toujours. L’entreprise pouvait donc être réalisé. Désormais, le travail nécessaire jusqu’au jour du départ n’était plus que routine : finir les devoirs. Préparer les bagages. Ce fret était envoyé par rail à Loèche deux jours avant le départ. Mendier encore un peu d’argent de poche. Préparer les vêtements pour le voyage. Et pour tout le reste, qu’il fallait pour les vacances, il fallait le bourrer dans un sac à dos. Et surtout ne pas oublier les provisions pour le voyage.
La veille du départ, maman vérifiait les éléments les plus importants. J’avais déjà acheté les deux billets à demi-prix, en troisième classe. Tout était prêt, plus de nœuds dans la ficelle.
Départ.
C’était un véritable événement. Deux garçons, âgés de treize et huit ans, se rendaient seuls en Valais. Nous profitions d’une splendide journée d’été. Le paysage défilait devant nous. Les cantons de Fribourg et Vaud se présentaient en tenue du dimanche.
Nous avons souvent été abordés par des passagers adultes. De vrais dialogues ne se dégageaient pas de ces rencontres. Les adultes étaient surpris que deux petits garçons soient autorisés à voyager seuls. Nous ne prenions pas note à l’époque de cette critique cachée sur l’incurie de nos parents. Nous appréciions l’aventure. Nous tenions entre nous une merveilleuse conversation. Nous passions le temps sur mon jeu d’échecs de poche, où les pièces étaient fixées magnétiquement sur l’échiquier.

Juste avant Lausanne, nous avions décidé de laisser filer un train. Nous voulions aller à Ouchy pour nourrir les cygnes. Sur l’affiche des horaires de la gare de Lausanne, j’avais pris note des nouveaux horaires de voyage. Tout s’était bien passé. Une partie de notre déjeuner avait été partagée avec les canards et les cygnes. Une heure et demie plus tard, nous étions de nouveau assis dans la troisième classe du train express pour Brigue. Enfin arrivés à Loèche-Susten, à notre grande surprise, personne de la famille n’était présent. Oncle Ferdi aurait dû venir nous chercher. Je ne comprenais pas bien pourquoi il n’avait pas ressenti que nous allions traverser la vallée du Rhône par le train suivant. En lieu et place, nous avons été alpagués par le maître de poste Dupont. Il nous couvrit de questions et de reproches. Il nous parqua avec les sacs de courrier dans le train Loèche/Loèche-les-Bains. Lors de la remontée, M. Dupont nous expliqua que nous avons été considérés comme perdus. Tout le village était en ébullition. Les petits-enfants du baron s’étaient perdus lors du voyage en Valais. Nous ne comprenions pas toute cette excitation. Nous avions seulement fait l’impasse sur un train à Lausanne pour visiter le lac Léman par ce beau temps. „Cela ne se fait pas ! Si vous voyagez sans être accompagné par un adulte, vous devez respecter les horaires convenus“, déclarait M. Dupont. Pour moi, c’était la chose la plus évidente au monde. Si vous n’arrivez pas à l’heure prévue, vous avez une bonne raison et vous arriverez par le prochain train. Pas de problème.
Lentement mais sûrement, je me rendais compte qu’il y avait beaucoup de réprimandes dans l’air. Avec un peu de trouille, nous nous approchions de la maison de grand-maman. Elle se tenait dans la cuisine, près de la cuisinière. Lorsque je me suis approché d’elle avec circonspection, elle a tapé dans les mains avec joie. „Vous voilà enfin, les deux vagabonds. C’est bien qu’il ne vous soit rien arrivé“. Une étreinte chaleureuse, des bises à gauche et à droite. Comme si rien ne s’était passé.
Oncle Ferdi par contre ne trouvait nos escapades pas du tout amusantes. Il était très inquiet que nous ne soyons pas descendus du train à l’heure indiquée à la Souste.
Lors du dîner, je pus tout expliquer. Je leur parlais du beau voyage dans la région Fribourgeoise. Du temps magnifique. Du désir justifié de revoir le Lac Léman avec les Dents du Midi en toile de fond. Par mon enthousiasme, j’avais réussi à convaincre la table de notre décision de prolonger le voyage. Oncle Hans mit fin au drame en faisant la remarque suivante : „Pour moi, vous êtes peut-être un peu trop indépendant“. Ce fut le début de merveilleuses vacances à Loèche.

PS : Au moment où j’écris ces lignes, je comprends l’excitation que nous avions provoquée. À l’époque, il n’y avait pas de smartphones. Les parents d’aujourd’hui n’autoriseraient probablement même pas une telle expédition. En tout état de cause, un contact téléphonique constant de station de transfert à station de transfert aurait non seulement été souhaitable, mais aurait été carrément ordonné.

Dans notre jeunesse, il y avait plus de liberté. Les parents comptaient sur leur éducation. Elle avait modelé dès le plus jeune âge la responsabilité personnelle de sa progéniture.

 

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Balsam

 

Das Hemd war hin! Ebenso die gelbe Krawatte! Was war geschehen?

Wir sassen zu fünft, meine Eltern, mein Bruder, Doris und ich beim Abendessen im Restaurant des Hotel Storchen an der Limmat in Zürich. Papa hatte eingeladen. Es gab zu feiern. Ich hatte meine Doktorprüfung an der ETH bestanden. Papa wollte seine Dankbarkeit ausdrücken. Im grossen Stil. Im Storchen verkehrt die Hautevolee von Zürich.
Fein gekleidet und sauber heraus geputzt sassen wir zum Aperitif in der Bar. Bei gepflegter Klaviermusik liessen wir den Abend anklingen. Im Restaurant im ersten Stock stand am Fenster mit Blick auf den Fluss ein Fünfertisch für uns bereit. Mama war richtig in ihrem Element. Sie liebte es in eleganter Umgebung zu verkehren. Doris liess sich gerne zu einem guten Abendessen einladen. Für mich war es ein schöner Anlass, nachdem ich eine grosse Last losgeworden war: Vier Jahre im Poly an einer Diss kochen. Die Zeitspanne war abgeschlossen. Mein Bruder gefiel sich, im Windschatten seines Bruders zu einem guten Essen zu kommen. Vater, der geborene Gastgeber, war in seinen ehemaligen Beruf, den galanten Hotelier zurückgekehrt. Er hatte alles organisiert. Sicher waren die Eltern stolzer als ich. Einen «Herr Doktor» in der Familie zu haben, hat nicht jedermann. Im Grunde war ich froh die Hürde genommen zu haben. Die Feierlichkeiten fanden an einem schönen Sommerabend des Jahres 1964 in der Zürcher Altstadt statt. Dort passierte das oben beschriebene Unmögliche.
Die Küche des Hotels galt als Beste der Stadt. Die Speisekarte glich der Abschrift einer Seminararbeit auf Französisch. Was versteckte sich hinter diesen Begriffen? «Salade Alfredo, sur son lit de Balsamico». Mein Vater gab, zusammen mit dem Chef de Service Kommentare zum Besten. Es ist fein geschnittener Eisbergsalat, garniert mit harten Eiern, Kapern, Sardellen und kleinen runden Tomaten aus Italien. Eine Augenweide, die mit einem besonderen Essig aus Modena, der norditalienischen Universitätsstadt in der Emilia-Romagna, gewürzt war. In Wahrheit war es eine braune, süssliche, klebrige Sauce von einem eigenartigen Geschmack. Was da auf dem Teller lag war ein grafisches Kunstwerk. Grün, rot und gelb waren die dominierenden Farben. Wir wagten es, das Bild zu zerstören. Den Salat zu essen. Mit den italienischen Tomätchen hatte ich Mühe. Sie gesittet mit Messer und Gabel in den Mund zu führen wurde zum Kunststück. Die Dinger benahmen sich quirlig widerspenstig. Die Tomaten waren zu gross um ungeschnitten auf der Gabel liegen zu bleiben. Sie mussten zerkleinert werden. Das war nicht so einfach wie es tönt. Die verflixten Kügelchen rutschten zur Seite, als ich sie mit der Gabel aufpicken wollte, um sie mit dem Messer zu zerschneiden. Dann die Explosion! Die Tomate war nicht nur zerschnitten, sie hatte ihren Inhalt über die gesamte gedeckte Tafel, auf mein Hemd und meine Krawatte mit roter und brauner Farbe verkleckert. Das Kleidungsstück war hin. Die festliche Stimmung auch. Ich wäre besser bei der Prüfung durchgefallen.
Das geschah zurzeit als die Industrie Fremdarbeiter brauchte, um die Schweiz vollzubauen. Ihr Status verwandelte sich mit der Zeit in Gastarbeiter. Ihre Familien, die meisten stammten aus Italien, zogen nach. Damit krempelte sich die helvetische Gesellschaft um. Weitere Bürger aus der Mittelmeerregion zogen nach. Am sichtbarste wurde das am Wochenmarkt in Oerlikon. Nicht nur wurde italienisch, spanisch und portugiesisch gesprochen, das gesamte Warenangebot auf dem Markt zeigte sich in einem neuen Kleid. Neben den üblichen Schweizerprodukten wie Kartoffeln, Kohl, Schwarzwurzeln und Salat betraten gelbe, grüne und rote Peperoni, ein neues Käsesortiment mit Trauben, Orangen, Tomaten in allen Farben und die Grapefruit die Bühne. Italienisch wurde neben Züritüütsch zur Handelssprache vor und hinter den Marktständen. In den Restaurants veränderten sich die Speisekarten. Die Pizza wurde salonfähig. Spaghetti-Bolognese wurde zum Tages Hit. Teigwaren mit der Sauce aus der Stadt, aus der die Revolution des Hochschulunterrichts ihren Höhepunkt erreichen sollte. Auch der beliebte Rotweinessig bekam Konkurrenz. Aceto Balsamico war auf einmal zu vernünftigen Preisen zu haben. Aceto Balsamico, diese klebrige Ware die meine Krawatte vernichtete! Der Storchen, der mit Klecksen besäte Esstisch, die geplatzte Doktorfeier, alles erschien aufs Neue vor meinem geistigen Auge.
Aus Modena stammte der Essig. In der Blütezeit der Renaissance entstand diese Kostbarkeit in den Küchen der adligen Gesellschaft. Damals ein Luxusprodukt wie Safran oder Pfeffer. Aceto braucht eine Reifezeit von 20 Jahren. Er wurde in einer festgelegten Reihenfolge von Holzfässern aus Kirschen-, Eichen-, Kastanien- und Maulbeerholz eingedickt und aufgepäppelt. Entsprechend war er kostbar. Aus 200 Liter Saft der Lambrusco-Traube entsteht über die Jahre rund 200 Milliliter Aceto. Das war das teuerste Gewürz auf dem Speiseplan der Borgias und Sforzas. Für den Bürger nicht bezahlbar. Im Zuge der Internationalisierung der Märkte und der Industrialisierung der Produktion kommt heute dieser Essig überall auf den Markt. Immer noch zu einem beachtlichen Preis. Für den bürgerlichen Haushalt zwar ein Luxus. Aber immer noch erschwinglich.
Ein gutes Beispiel für den Strukturwandel. Zuhause gab es Hausmannskost: Hörnli und Ghackts, Ravioli aus der Büchse, Gerberkäse. In den Restaurants war die französische Küche Trumpf, «La cuisine au beurre». Den Krämer um die Ecke, bei dem man alles was man zum Leben brauchte erstehen konnte, gibt es nicht mehr. Er wurde vom Supermarkt abgelöst. Da verführt ein enormes Angebot von Erzeugnissen. Zwölf verschiedene Sorten von Shampoos, ein Regal voll Katzenfutter, mindestens 20 verschiedene Biersorten. Beim Brot ist der grösste Wandel sichtbar. Heute gibt es in der Schweiz über 300 Brotsorten. Urdinkel, Abendbrot, Malzbrot, Parisette, St. Gallerbrot, Tessinerbrot, Halbweissbrot, Ruchbrot, Vollkornbrot, Zopf und Holzofenbrot.
Könnte es sein, dass bei der Artikelvielfalt ein Grenzwert erreicht wurde? Hat sich da etwas abgespielt wie beim Turmbau zu Babel? Der Bau eines unendlich hohen Turms war der Versuch des Menschen Gott gleichzukommen. Dieser bringt den Bau zu Stillstand. Er schafft eine Sprachverwirrung. Unüberwindbare Verständigungsschwierigkeiten zwingen zur Aufgabe des Projekts. Eine wunderschöne Metapher um ein Unternehmen unblutig abzuklemmen. Ist der Coronavirus Covis-19 mit dem Lockdown über Monate ein Versuch die übertriebene Leerlaufdynamik unserer Volkswirtschaft zu stoppen?

Es geht mit weniger.
Weniger Produkteauswahl. Weniger Reisen. Weniger Lohn. Dafür mehr Zeit. Mehr Zeit für zwischenmenschliche Kontakte. Mehr Zeit für Muse. Mehr Zeit, um etwas zu tun, wofür man vorher keine Zeit hatte.

Wäre das nicht Balsam für die Seele? Balsam, der Sammelbegriff für Wohlgeruch und Gelassenheit?

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Balsamique

 

La chemise était ruinée. La cravate jaune aussi! Que s’était-il passé ?

Nous étions sortis dîner, tous les cinq, mes parents, mon frère, Doris et moi, au restaurant de l’hôtel de la Cigogne sur les bords de la Limmat à Zurich. Papa nous avait invités. Nous étions sortis pour faire la fête. J’avais passé mon doctorat à l’EPF. Papa voulait exprimer sa gratitude. Et avec style. La Cigogne est fréquenté par la haute volée de Zurich.
Décemment habillés et proprets, nous étions installés au bar pour prendre l’apéritif. Sur un fond de piano discret, nous nous laissions glisser dans la soirée. Au restaurant du premier étage, une table pour cinq personnes se trouvant à la fenêtre donnant sur la rivière nous était réservée. Maman était là dans son élément. Elle aimait se montrer dans des cadres élégants. Doris aimait être invitée à un bon dîner. Pour moi, c’était la belle occasion, après m’être débarrassé d’un gros fardeau: quatre ans au Poly à cuisiner une thèse. La période était close. Mon frère aimait se faire inviter à un bon dîner dans le sillage de son frère. Mon père, un hôte né, s’était remémoré son ancien métier, celui d’hôtelier galant. Il avait tout organisé. Je suis sûr que mes parents étaient plus fiers que moi-même. Avoir un „Herr Doktor“ dans la famille n’était pas pour tout le monde. En fait, j’étais heureux d’avoir surmonté cet obstacle. Ces célébrations eurent lieu en 1964 par une belle soirée d’été dans la vieille ville de Zurich. C’est là que l’impensable s’est produit comme décrit en entrée.
La cuisine de l’hôtel était considérée comme étant la meilleure de la ville. Le menu ressemblait à la transcription d’un document de séminaire français. Qu’est-ce qui se dissimulait donc derrière ces termes: „Salade Alfredo, sur son lit de Balsamico“? Mon père, accompagné du chef de service, commentaient à qui mieux mieux. Il s’agit d’une batavia iceberg finement ciselée, garnie d’œufs durs, de câpres, d’anchois et de petites tomates rondes d’Italie. Un régal pour les yeux, assaisonné d’un vinaigre spécial de Modène, la ville universitaire d’Émilie-Romagne au nord de l’Italie. En fait, il s’agissait d’une sauce brune collante, sucrée, avec goût particulier. Ce qui se trouvait sur l’assiette était une œuvre d’art graphique. Le vert, le rouge et le jaune étaient les couleurs dominantes. Et nous nous avancions à détruire cette image. Afin de manger cette salade. Les tomates italiennes par contre m’ont donné du fil à retordre. Les porter décemment à la bouche avec un couteau et une fourchette partait de l’exploit. Ces choses rondes étaient très indisciplinées. Les tomates étaient juste trop grosses pour être rester sur la fourchette. Il fallait donc les couper en morceaux. Ce n’était pas si facile. Ces fichues petites boules insolentes ont glissé sur le côté quand j’ai essayé de les piquer avec la fourchette pour les découper avec le couteau. Puis survint l’explosion ! La tomate n’était pas seulement coupée, elle avait éructé son contenu à travers la belle table dressée et sur ma chemise, et sur ma cravate, avec de la couleur rouge et marron. Les vêtements étaits en ruine. L’ambiance festive aussi. J’aurais préféré échouer à l’examen.

Cela s’est produit à un moment où l’industrie avait besoin de main d’oeuvre étrangère pour remplir la Suisse d’immobilier. Au fil du temps, leur statut a évolué vers celui de travailleur invité. Leurs familles, pour la plupart italiennes, ont suivi. Ce fut le début d’une nouvelle ère dans la société suisse. D’autres citoyens de la région méditerranéenne ont suivi. C’est au marché hebdomadaire d’Oerlikon que cela a été le plus visible. Non seulement l’italien, l’espagnol et le portugais y étaient parlés, mais toute une gamme de produits proposés sur le marché était présentée dans un nouvel habillage. En plus des produits suisses habituels tels que les pommes de terre, le chou, le salsifis noir et la salade, les poivrons jaunes, verts et rouges, une nouvelle gamme de fromages aux raisins, des oranges, des tomates de toutes les couleurs et des pamplemousses ont fait leur apparition. L’italien, avec le Züritüütsch, etait devenu la langue commerciale devant et derrière les étals du marché. Les menus des restaurants changèrent. La pizza était devenue convenable. Les spaghettis à la bolognaise devinrent le succès du jour. Pâtes à la sauce de la ville d’où la révolution de l’enseignement universitaire devait atteindre son point culminant. Le vinaigre de vin rouge, très populaire, avait également reçu de la concurrence. L’Aceto Balsamico était soudainement disponible à des prix raisonnables. Aceto Balsamico, ce truc collant qui avait détruit ma cravate! Le restaurant de la Cigogne, la belle table dressée couverte de taches, la fête gâchée du doctorat, tout m’était revenu à l’esprit.
Le vinaigre venait de Modène. À l’apogée de la Renaissance, ce trésor avait été créé dans les cuisines de la noble société. À l’époque, un produit de luxe comme le safran ou le poivre. L’Aceto nécessite d’une maturation de 20 ans. Il était élaboré et épaissi dans une séquence fixe de fûts en bois de cerisier, de chêne, de châtaignier et de mûrier. En conséquence, il était précieux. Il faut 200 litres de jus du raisin Lambrusco pour produire environ 200 millilitres d’Aceto. C’était l’épice la plus chère du menu des Borgias et des Sforzas. Pas abordable pour le citoyen moyen. Avec l’internationalisation des marchés et l’industrialisation de la production, ce vinaigre est désormais disponible partout. Toujours à un prix considérable. Certes un luxe pour les ménages de la classe moyenne. Mais toujours encore à un prix abordable.
Un bon exemple pour le changement structurel. Chez nous, on y mangeait de la cuisine maison: cornettes et viande hâchée, raviolis en conserve, fromage fondu Gerber. Dans les restaurants, la cuisine française était l’atout, „la cuisine au beurre“. L’épicerie du coin, où l’on pouvait acheter tout ce dont on avait besoin pour vivre, n’existe plus. Elle a été remplacée par le supermarché où une vaste gamme de produits nous tente. Douze sortes de shampoings différents, une étagère débordante de nourriture pour chats, au moins 20 différentes sortes de bières. Le plus grand changement est visible avec le pain. Aujourd’hui, il existe plus de 300 sortes de pain en Suisse. Épeautre original, pain du soir, pain au malt, Parisette, pain de St.-Gall, pain tessinois, pain demi-blanc, pain bis, pain complet, tresse et pain au four à bois.

Se pourrait-il qu’une limite aurait été atteinte dans le nombre de la variété des articles? S’est-il passé quelque chose comme lors de la construction de la Tour de Babel? La construction d’une tour infiniment haute était la tentative de l’homme pour égaler Dieu, qui en arrêta la construction. Cela créa une confusion des langues. Des difficultés de communication insurmontables obligèrent à abandonner le projet. Une belle métaphore pour mettre un terme à une entreprise sans effusion de sang. Le virus corona Covid-19, dont le confinement dure depuis des mois, est-il une tentative de mettre fin à la dynamique vide et inactive de notre économie ?

Nous pouvons faire avec moins.
Moins de choix de produits. Moins de déplacements. Moins de salaire. En échange, plus de temps. Plus de temps pour les contacts interpersonnels. Plus de temps pour la muse. Plus de temps pour faire des choses que vous n’avez jamais eu le temps de faire auparavant.
Ne serait-ce pas un baume pour l’âme ? Baume, terme collectif désignant fragrance et sérénité.

 

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PISA

Die schlechte Nachricht brachte der Nikolaus letzten Dezember. In der Schweiz herrscht ein eklatanter Mangel an Leseverständnis. Das hatte die neuste PISA-Studie ans Licht gebracht. Die Schweiz war von dem elften Platz (2012) auf den siebenundzwanzigsten Rang zurückgefallen. Nicht genug, sie rangiert dabei unter dem OECD-Durchschnitt! Die Schweiz wird zu einem Land von Analphabeten! Während fünf Tagen wurde die Katastrophe in den Medien behandelt. Sofort waren Sündenböcke gefunden. Allen voran, die ungenügende Ausbildung in den Grundschulen und, natürlich, die elektronischen Medien. In grosser Hektik wurden Verbesserungsprojekte entwickelt. Darnach herrschte Funkstille. Nächste Meldungen sind nicht vor 2022 zu erwarten.

Natürlich ist Lesen wichtig. Meine portugiesische Putzfrau musste, als ich damals in Paris wohnte, immer ihren 12jährigen Sohn mitnehmen, als sie mit der Métro fuhr. Er musste ihr die Namen der Stationen vorlesen, damit sie am richtigen Ort aussteigen konnte, um ihre Kunden zu bedienen. Sie konnte nicht lesen! Für mich ein bleibendes Erlebnis. Können Sie sich vorstellen, liebe Leserin, lieber Leser, dass Sie «Stadelhofen» nicht lesen könnten?
So selbstverständlich wie es scheint, ist es nicht. Vor ein paar Monaten hatte ich an dieser Stelle geschrieben, der Mensch besitze das Kulturgut Schrift bloss seit 5’000 Jahren. Damals wurden die Nachrichten in Stein gehauen. Lesen und schreiben waren sehr elitäre Angelegenheiten und wurde meist nur von den Priestern beherrscht. Die Tempel der Antike und die Schreibstuben in den Klöstern zeugen davon.
Um eine einzige Bibel herzustellen, musste eine Herde von 70 bis 100 Ziegen ihr Leben lassen. Sie lieferten das Pergament, auf dem geschrieben und gezeichnet werden konnte. Heute können wir diese Kunstwerke in der Stiftbibliothek in St. Gallen bewundern. Ein Mönch hatte damals während der Hälfte seines Lebens an der Erstellung eines solchen Kunstwerks gearbeitet. Wenn er Glück hatte, kam er auf zwei Stück pro Leben. Ein Lebenswerk in lateinischer Sprache. Dabei war es nur einer Clique von Auserwählten zum Gebrauch zugängig. Sie konnten nicht nur lesen, sie sprachen auch Lateinisch.
Das änderte sich schlagartig. Die Papiermühlen im Mittelalter konnten aus den Abfällen der Webereien und Schneidereien Papier aus Lumpen herstellen. Auf einmal stand eine grosse Menge preiswerter Schreibunterlagen zur Verfügung. Das ermöglichte die Entwicklung des Buchdrucks. Plötzlich konnten die Schriften von Erasmus von Rotterdam in einer angemessenen Zeit produziert werden. Ein gewaltiger Quantensprung. Ein Buch konnte zu erschwinglichen Preisen gedruckt werden. Bücher beherrschten ab jetzt in grösseren Mengen den Markt. Wissen konnte schneller verbreitet werden. Allerdings immer noch in lateinischer Sprache.

Das rief den Benediktinermönch Martin Luther auf den Plan. Er hatte eine missionarische Vision. Die Bibel muss unters Volk. Jeder Haushalt soll das Wort Gottes zu Hause greifbereit haben. Jeder soll die Bibel in seiner Muttersprache lesen können. Was hiess: Weg mit dem Latein! Er begann, den Text ins Deutsche zu übertragen und legte den Grundstein zur Deutschen Standardsprache. Aus den vielen im Umlauf befindlichen Dialekten wurde die Einheit Deutsch geschaffen.

Da lag sie nun vor, die deutschsprachige Bibel in einem handlichen Buch. Leider konnte damals beinahe kein Mensch lesen. Zwar war inzwischen die Kaste der Priester um Notare, Professoren, Philosophen, Literaten und Schreibkundige erweitert worden. Letztere verkauften ihr Wissen auf dem Markt. Wer einen Brief schreiben musste, bediente sich ihrer Dienstleistung. Der Kunde hatte so einen Brief in Händen, wusste aber immer noch nicht, ob das was er mitteilen wollte, auch so im Schriftstück geschrieben stand. Der grosse Teil des Volkes war des Lesens unfähig, Analphabeten. Karl der Grosse konnte weder Schreiben noch Lesen.

Es ist noch gar nicht so lange her, bis es eine Schule gab, in der man Lesen, Schreiben und Rechnen lernte. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war das Schulwesen vorwiegend eine kirchliche Aufgabe. Das erklärt auch die vielen Bilder und Gemälde, in denen die Szenen des Alltags und die Geschichten der Bibel festgehalten wurden. Frei interpretierte der Betrachter das, was das Bild ihm erzählte. Eine Vorstufe des Lesens.
Wieder war es ein Pionier, der die Verbreitung der Lesekunst für die ganze Bevölkerung ins Leben rief. Johann Heinrich Pestalozzi schaffte die Grundschule. Er legte den Grundstein zum obligatorischen Schulunterricht.
Es brauchte schon noch mindestens weitere ein bis zwei Generationen bis der Grossteil der Bürger lesen und schreiben konnte. Am Ende des 19. Jahrhunderts war es soweit. Eine grosse Menschenmenge lechzte nach Lesestoff. Die Printindustrie stand in den Startlöchern. Goethes Faust erschien in Buchform. Das war nicht gerade die Kost, wonach die Allgemeinheit nachsuchte. Die Zeitungen entstanden. Klatschspalten erschienen in den ersten Unterhaltungsblättern. Unfälle und Verbrechen wurden kommentiert. An den Plakatwänden wurde für Theater und Festlichkeiten geworben. Das Lesen war beim Volk angekommen.

Wer nicht lesen kann, findet nicht nur den Weg nicht, weil er die Wegweiser und Ortstafeln nicht entziffern kann. Er kann auch keine Bedienungsanleitung oder eine Zeitung entziffern. Ihm bleiben lediglich die gezeichneten Comics in den Zeitschriften.
Lesen gilt neben Schreiben und Rechnen als die wichtigste Kulturfertigkeit. Wer lesen will muss schreiben können. Die Alphabetschrift unseres Kulturkreises gibt die Möglichkeit, Werte aller Art festzuhalten. Von den Kochrezepten zum Inhalt eines Gesetzbuchs. Heute kann jedermann lesen. Stimmt nicht ganz.
Rund eine halbe Million der Bevölkerung in der Schweiz kann es nicht oder sehr ungenügend.
Das zu glauben, musste ich zuerst lernen. Die Leiterin des Personalwesens unserer Firma erklärte mir einmal, mit welchen Tricks Analphabeten, die bei uns angestellt waren, ihre Defizite versteckten. Die meisten arbeiteten in der Fabrikation. Dort mussten laufend Bestellscheine ausgestellt werden. Jeder Mitarbeiter musste für eine Materialbestellung im Lager eine Bestellliste ausfüllen. Wenn sie vom Meister unterschrieben war, war sie gültig. Die Ware konnte bezogen werden. Die Schreibuntüchtigen hatten da ein Handicap. Sie wollten ihre Bildungsschwäche mit allen Mitteln tarnen. So fanden sie immer einen Grund, die Bestellkarte von einem Kameraden ausfüllen zu lassen. „Ich habe meine Lesebrille in der Garderobe liegen gelassen.“ „Wie schreibt man Imbusschraube? Kannst Du mir den Zettel ausfüllen?“ „Meine Hand ist eingeschlafen, helfe mir bitte den Bestellschein zu schreiben.“
Nach dem zweiten Weltkrieg entstand die Sensationspresse. Der «Blick» wurde 1958 gegründet. Seine erste Schlagzeile lautete «Katze lief 300 Kilometer aus Heimweh!» Eine völlig neue Art von Zeitung war geboren. Es war das erste Presseerzeugnis für jedermann. Jedermann las es auch. Die einen demonstrativ offen, die anderen heuchlerisch im Versteckten.
Wer hat nicht schon einmal über die Menge von Gedrucktem in einem Zeitungskiosk am Flughafen gestaunt? Heute, im 21. Jahrhundert, man traut seinen Augen kaum. Sechs verschiedene Zeitschriften kümmern sich um den Golfsport. Sieben ums Fotografieren, acht ums Heimwerken, ganz zu schweigen von all den Zeitungen in den verschiedensten Sprachen. Die Presse ist gross geworden. Sie beschäftigt eine bemerkenswerte Angestelltenzahl von Journalisten, Redaktoren, Rezensenten, Zeitungsverträgern, Druckereiarbeitern, PR-Agenturen, Verlegern und Autoren. Daneben werden Druckereimaschinen, Papiermaschinen und Redaktionscomputer hergestellt. Ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor, was sich da in den letzten 60 Jahren entwickelt hat.
Wieder durchbricht eine Innovation, aus dem Nichts heraus, den Gang der Dinge. Eine neue Schreibunterlage entsteht, der elektronische Bildschirm. Es ist keine Schreibunterlage im engeren Sinne. Eher eine schlechte Schnittstelle zwischen dem Leser und dem Geschriebenen. In der ersten Phase zierten klobige, gewichtige Bildröhren die Arbeitsplätze in den Büros. Die Mär vom papierlosen Büro machte die Runde. Dann wurden die Bildschirme handlicher und damit tragbar. Die dazugehörenden Computer wurden auch immer kleiner und ihre Speicherkapazität immer grösser. Das mobile Telefon, am Anfang noch recht unhandlich, mauserte sich zum Smartphone. Das Handy war geboren. Die wenigsten der Benutzer sind sich bewusst, dass sie damit einen sehr leistungsfähigen Computer in der Hand halten. Sie sind besser als jene, die zur Mondfahrt 1969 gebraucht wurden. Eine Revolution fürs Lesen und Schreiben.

Jeder Fünfzehnjährige, der am Pisa-Test teilnimmt, besitzt nicht nur ein Smartphone, er kann es auch virtuos bedienen. Für die Jugend, und weit darüber hinaus für die übrige Menschheit, ist das Handy ein Teil des Lebens geworden. Ein stetiger Begleiter, der uns die Möglichkeit gibt, immer und überall, zu jeder Tages- und Nachtzeit, erreichbar zu sein. Und uns auch die Gelegenheit gibt, sich über alles was, wir wissen wollen, zu informieren. Für uns ist ein Leben ohne Handy unvorstellbar. Damit verändert sich vieles im Leben des Menschengeschlechts. Das beste Lexikon der Welt ist immer griffbereit. Warum noch Auswendiglernen? Alle Informationen, die man haben will, sind greifbar. Momentane Unkenntnis wird durch eine Frage an Google aufgehoben.
Vor zwanzig Jahren war das nur Science-Fiction, unvorstellbar, nur in den Köpfen findiger Schriftsteller angesiedelt. Heute ist es Realität. Diese technischen Begleiter, sie haben unser Denken und Arbeiten grundlegend verändert. Da entbehrt es nicht einer gewissen Logik, dass die Schweizer Jugend schlecht lesen kann. Für ausführlich geschriebene Texte ist das noch verzeihbar. Das Bildungsbürgertum war gestern.
Schlimmer ist, dass sie das Gelesene kaum verstehen. Gibt zu denken. Verbesserung ist angesagt und wird auch in Angriff genommen.

Die gute Nachricht:
Es besteht noch Hoffnung, die Scharte auszuwetzen
Bis die Resultate vorliegen, können wir uns damit trösten, dass wir in Mathematik und Naturwissenschaften nach PISA zu den Besten gehören.

 

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PISA

Ce fut le Père Noël, qui nous apporta ce décembre dernier la mauvaise nouvelle. Il y existe en Suisse un déficit flagrant de la compréhension du langage lu. C’est ce que révèle la dernière étude PISA. La Suisse est passée de la onzième place (2012) à la vingt-septième. Comme si cela ne suffisait pas, elle se situe en dessous de la moyenne de l’OCDE ! La Suisse devient un pays d’analphabètes ! La catastrophe fut couverte par les médias durant cinq jours ! Les boucs émissaires furent immédiatement désignés. De prime abord, l’insuffisance de l’enseignement dans les écoles primaires et, bien sûr, les médias électroniques. Dans la précipitation générale, des projets d’amélioration furent conçus. Et après cela, silence radio. Les prochains rapports ne sont pas attendus avant 2022.

Bien sûr, la lecture est importante. Ma femme de ménage portugaise, lorsque je vivais à Paris à l’époque, devait toujours emmener avec elle son fils de 12 ans lorsqu’elle prenait le métro. Il devait lui lire les noms des stations pour qu’elle puisse descendre au bon endroit pour servir ses clients. Elle ne savait pas lire! Pour moi, ce fut une expérience durable. Pouvez-vous imaginer, cher lecteur, que vous ne puissiez pas lire „Yverdon-les-Bains“ ?
Mais ce n’est pas aussi évident qu’il n’y paraît. Il y a quelques mois, j’ai écrit ici que l’humanité ne possédait le bien culturel qu’est l’écriture que depuis 5000 ans. À cette époque, les messages étaient gravés dans la pierre. La lecture et l’écriture étaient des sujets très élitistes et n’étaient maitrisés le plus souvent que par les prêtres. Les temples de l’Antiquité et les écritoires des monastères en témoignent.
Pour façonner une seule Bible, un troupeau de 70 à 100 chèvres devait périr pour cela. Ils fournissaient le parchemin sur lequel on pouvait écrire et dessiner. Aujourd’hui, nous pouvons admirer ces œuvres d’art à la bibliothèque de l’abbaye de Saint-Gall. Un moine devait travailler à cette époque pendant la moitié de sa vie pour créer une telle œuvre d’art. S’il avait de la chance, il arrivait à produire deux pièces dans le courant de sa vie. L’œuvre de toute une vie en latin. Cependant, cette oeuvre n’était accessible que par une clique d’élus. Non seulement ils savaient lire, mais ils parlaient aussi le latin.
Cela changea soudainement. Au Moyen-Âge, les papeteries étaient en mesure de fabriquer du papier à partir de chiffons provenant des déchets des métiers à tisser et de la confection. Du coup, il y eut une grande quantité de supports d’écriture bon marché disponibles. Cela permit le développement de l’impression typographique. Subitement, les écrits d’Erasmus de Rotterdam purent être imprimés dans un délai raisonnable. Un formidable saut quantique. Un livre pouvait être imprimé à un prix abordable. Désormais, les livres dominèrent le marché en grande quantité. Le savoir pouvait être diffusé plus rapidement. Mais toujours encore en latin.
C’est ce qui motiva le moine bénédictin Martin Luther. Il avait une vision missionnaire. La Bible devait être répandue parmi le peuple. Chaque ménage devrait avoir la Parole Divine à portée de main. Tout un chacun devrait pouvoir lire la Bible dans sa langue maternelle. Ce qui signifiait: fini le latin ! Il commença à traduire le texte en allemand et jeta du coup les bases de la langue allemande standardisée. A partir des nombreux dialectes en circulation, l’unité de la langue allemande fut ainsi créée.
La voici donc, la Bible en langue allemande, dans un format d’un livre pratique. Malheureusement, quasiment personne ne savait lire à cette époque. Entre-temps, la caste des prêtres s’était élargie pour y inclure les notaires, les professeurs, les philosophes, les lettrés. Ces derniers vendirent leurs connaissances sur le marché. Ceux qui devaient écrire une lettre faisaient appel à leurs prestations de services. Le client avait alors bien une lettre entre ses mains, mais ne savait toujours pas si ce qu’il voulait communiquer était bien écrit de la même manière. La majorité des gens ne maitrisait pas la lecture, des analphabètes. Charlemagne ne savait ni lire ni écrire.
Une école où l’on apprenait à lire, à écrire et à calculer n’existe en fait pas depuis si longtemps. Au Moyen Âge et au début des temps modernes, l’éducation était principalement une tâche de l’Église. Cela explique les nombreuses représentations et peintures dans lesquelles des scènes de la vie quotidienne et les histoires de la Bible furent immortalisées. Le spectateur interprétait librement ce que l’image lui inspirait. Une étape préliminaire de lecture.
Une fois de plus, ce fut un pionnier qui a initia la diffusion de faculté de la lecture pour toute la population. Johann Heinrich Pestalozzi créa l’école primaire. Il jeta ainsi les bases de la scolarité obligatoire.
Il a fallu au moins une ou deux générations encore pour que la majorité des citoyens sachent lire et écrire. À la fin du XIXe siècle, ce moment était venu. La grande foule eut envie de lire. L’industrie de l’imprimerie était dans les starting-blocks. Le Faust de Goethe fut publié sous forme de livre. Mais ce n’était pas exactement le genre de lecture que le grand public recherchait. Des journaux virent le jour. Les premiers journaux de divertissement publièrent des rubriques de potins et commérages. Des accidents et des crimes y furent commentés. Représentations de théâtre et diverses festivités étaient annoncés sur des panneaux d’affichage. La lecture avait atteint les populations.
Ceux qui ne savaient pas lire ne pouvaient pas trouver leur chemin, non seulement parce qu’ils ne pouvaient pas déchiffrer les panneaux indicateurs et les enseignes de noms de lieux. Ils ne pouvaient pas non plus déchiffrer un manuel d’instruction ou un journal. Il ne leurs restaient que les bandes dessinées des magazines.
La lecture est considérée comme la compétence culturelle la plus importante avec l’écriture et le calcul. Celui qui veut lire doit pouvoir écrire. L’écriture alphabétique de notre cercle culturel donne la possibilité transmettre des valeurs de toutes sortes. Des recettes de cuisine au contenu d’un code de loi. Aujourd’hui, tout le monde sait lire. Ce n’est pas tout à fait vrai. Environ un demi-million de personnes en Suisse ne savent pas lire ou ne savent que très mal lire.

Il fallait d’abord que j’apprenne à le croire. La responsable des ressources humaines de notre entreprise m’a un jour expliqué les astuces que les analphabètes travaillant pour nous utilisaient pour masquer leurs déficits. La plupart d’entre eux travaillaient dans la fabrication. Des bons de commande devaient y être délivrés régulièrement. Chaque employé devait remplir une liste de commande pour obtenir des matériaux de l’entrepôt. Si elle était signée par le responsable, elle était valable. Les matériels pouvaient être retirés. Les personnes incapables d’écrire avaient là un handicap. Ils voulaient camoufler leur faiblesse éducative par tous les moyens. Ils trouvaient donc toujours une raison de faire remplir la carte de commande par un camarade. „J’ai laissé mes lunettes de lecture dans le vestiaire.“ „Comment épelez-vous une vis BTR ? Pouvez-vous remplir le bon de commande pour moi ? „Ma main est endormie, aidez-moi à écrire le bon de commande.“
Après la Seconde Guerre mondiale, la presse à sensation fut créée. Le „Blick“ a été fondé en 1958. Son premier titre fut: „Un chat a parcouru 300 km pour échapper au mal du pays !“
Un tout nouveau type de journal vit le jour. C’était le premier produit de presse pour tout le grand public. Et tout le monde le lisait. Certains très ouvertement, d’autres hypocritement en cachette.
Qui n’est pas émerveillé par masse d’imprimés dans un kiosque à journaux à l’aéroport ? Aujourd’hui, au XXIe siècle, on en croit à peine ses yeux. Six magazines différents couvrent le sport du golf, sept la photographie, huit sur le bricolage, sans parler de tous les journaux en langues différentes. La presse est devenue grande. Elle emploie un nombre remarquable de journalistes, de rédacteurs, de critiques, porteurs de journaux, d’imprimeurs, d’agences de relations publiques, d’éditeurs et d’auteurs. On fabrique également des machines à imprimer, des machines à papier et des ordinateurs de rédaction. Un facteur économique à prendre au sérieux, ce qui s’est développé au cours de ces 60 dernières années.
Une fois de plus, une innovation, venant de nulle part, bouleverse le cours des choses. Un nouveau support est créé, l’écran électronique. Ce n’est pas un support au sens strict du terme. Il s’agit plutôt d’un mauvais interface entre le lecteur et l’écrit. Dans un premier temps, des tubes cathodiques encombrants et lourds ornaient les postes de travail des bureaux. Le conte de fées du bureau sans papier fit le tour. Les écrans sont alors devenus plus maniables et donc portables. Les ordinateurs qui les accompagnaient sont également devenus de plus en plus petits et leur capacité de stockage de plus en plus grande. Le téléphone mobile, qui était au départ assez peu maniable, s’est transformé en smartphone. Le portable était né. Peu d’utilisateurs savent qu’ils ont entre les mains un ordinateur très puissant. Ils sont bien plus performants que ceux utilisés pour la mission Apollo vers la lune de 1969. Une révolution de la lecture et de l’écriture.
Chaque adolescent de quinze ans qui participe au test PISA possède non seulement un smartphone, mais il peut aussi l’utiliser avec virtuosité. Pour les jeunes, et bien au-delà, pour le reste de l’humanité, le téléphone portable fait désormais partie de la vie. Un compagnon constant qui nous donne la possibilité d’être joignables toujours et partout, à toute heure du jour et de la nuit. Et nous donne également la possibilité de découvrir tout ce que nous désirons savoir. Pour nous, une vie sans téléphone portable est inimaginable. Cela change beaucoup de choses dans la vie de la race humaine. La meilleure encyclopédie du monde est toujours à portée de main. Pourquoi continuer à mémoriser ? Toutes les informations que vous souhaitez sont à portée de main. Une ignorance ponctuelle est résolue par une question à Google.
Il y a vingt ans, ce n’était que de la science-fiction, inimaginable, n’existant que dans l’esprit d’écrivains prolifiques. Aujourd’hui, c’est devenu réel. Ces compagnons techniques, ils ont fondamentalement changé notre façon de penser et de travailler. Cela donne une certaine logique au fait que les jeunes Suisses savent mal lire. Cela est encore pardonnable pour les textes très complexes. La haute bourgeoisie de la culture, c’était hier.
Pire encore, ils comprennent à peine ce qu’ils lisent. Cela donne à réfléchir. Des améliorations sont annoncées et sont également mises en chantier.

La bonne nouvelle: il y reste de l’espoir que l’entaille soit un peu lustrée. En attendant les résultats, nous pouvons nous consoler du fait que nous sommes, selon PISA, parmi les meilleurs en mathématiques et en sciences naturelles.

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Primus

Robert hiess er, der Liebling aller Lehrer. Er war der Vorzugsschüler der Klasse. Das war am Schluss der Hälfte des letzten Jahrhunderts, damals im Gymnasium der Kantonschule Luzern. Wer eine Matura machen wollte musste da durch. Der Primus und auch ich waren so um 15 Jahren alt. Zu der Zeit war es für mich und für meine Lehrer, gar nicht so sicher, dass ich dieses hehre Ziel je erreichen würde. Eigentlich war es für mich gleichgültig, wie die Lehrer mich qualifizierten. Ein Klassenbester würde ich ohnehin nie. Meine Noten bewegten sich im besten Fall um die Vier. Viereinhalb wäre für mich schon eher die Ausnahme. Oft lag die Beurteilung darunter. Unter der Gürtellinie, wie wir uns ausdrückten. Was heisst mein Dasein im Gymi war ein steter Kampf ums Überleben. Ein Bemühen darum, den Dozenten zu gefallen, wäre vergebene Liebensmühe gewesen. Einen Ausnahmenfall gab es. Meine Aufsätze wurden, als Muster einer guten Geschichte, der Klasse vorgelesen. Sie wimmelten zwar von Schreib- und Kommafehlern, der Lehrer aber war trotzdem von der Erzählung angetan. Er war wahrscheinlich der Einzige, der mich nicht aufgab. Der Primus blieb der Primus.
Im Zeichenunterricht war seine Stellung gefährdet. Unser Zeichenlehrer, ein ehemaliger Hellebardier der Schweizergarde, war ein guter Graphiker und ein eben so schlechter Pädagoge. St. Niklaus war das Thema. Fasst alle lieferten Bilder von Chläuse und Schmutzlis. Nichts besonderes. Mit Ausnahme Anton: Anton hatte ein grosses Buch gezeichnet, man sah gerade noch zwei Hände eines alten Mannes und unten für die Perspektive völlig falsch, ein kleines Mädchen, welches besorgt nach oben schaute. Genial wie Anton die Szene aus der Sicht des Kindes aufs Blatt zauberte. Ausser Anton und ich fand niemand die Zeichnung getroffen. Der Lehrer schon gar nicht. Wer nicht wie ein Roboter dasjene zeichnete, was sich der Lehrer vorgestellt hatte, fiel durch die Maschen. Die Stellung des Primus war gerettet.
Das Leben im Alltag der Familie von Robert war geregelt wie es sich gehört, vorbildlich langweilig, angepasst, stromlinienförmig dem eidgenössischen Durchschnitt ergeben. Im Stillen bewunderte ich sein Umfeld. Es gab Momente da wollte ich in einer solchen Sozietät aufgehoben sein, Wie anders war das bei uns. Von Langeweile keine Spur. Eine endlose Kette von Überraschungen verbanden die Ereignisse des Tages. Von Struktur keine Spur. Am Freitag war Sonntag. Das war der freie Tag meines Vaters. Nicht wie richtige Väter, die am Sonntag Zeit für uns Jungen hatten. Sonntag war in seinem Beruf als Hotelier Grosskampftag. Am Freitag war er in seinem Element. Er liebte es in der Küche zu wirtschaften, um etwas Besonderes zu kochen. Es gab das beste Essen der Woche. Weihnachten feierten wir immer am 21. Dezember, dann war er noch für Christbaum und Geschenke zu haben. Gleich anschliessend schloss sich die Zeit der Jahresendfeierlichkeiten an. Dann war sein Einsatz voll in seinem Beruf gefragt. Von Zuhause erhielt ich keine Vorgaben, die es braucht, angepasst durch Gymnasium zu steuern. Ich hangelte mich von Fach zu Fach. In Französisch machte ich Mathematik, in der Geografie schrieb ich den Aufsatz, den Hausaufsatz, für den ich zwei Wochen Zeit gehabt hätte, in letzter Minute. Es war ein regelrechtes Trainingslager in Zeitmanagement. Eine Tugend die mir später im Beruf sehr zu Pass kam. In der Zeit der Mittelschule war ich ein richtiger, intellektueller Vagabund, Mit dem Wunsche so zu sein wie der Klassenchampion, war es vorbei. Es entstand eine Abscheuliebe. Einerseits wäre es immer noch verlockend von dem Lehrpersonal mindestens geachtet zu werden. Anderseits sollte man keine unerreichbare Ziele anstreben.
Meine Talente waren anders gelagert. Für mich gäbe es auch noch eine praktische Welt ausserhalb der Kanti.

Jahrzehnte Später.
Alle damaligen Gymi-Studis hatten sich in die unterschiedlichsten Richtungen entwickelt. Emil war eine echte Koryphäe in der akademischen Welt geworden. Er ist heute Ordinarius für theoretische Physik und arbeitet eng mit der NASA zusammen. In der Mittelschule gehörte er eher, wie ich auch, zur Liga der Nochgeduldeten. Wo war eigentlich unser Supermann von damals? Wo war Robert gelandet? Dass er Architektur studiert hatte wusste ich. Heute ist er Staatsangestellter in einem welschen Kanton und kümmert sich um Baugesuche. Kürzlich traf ich ihn zufällig im Zug nach Lausanne. Er pendelte zu seinem Arbeitsort. Immer noch ein langweiliger Besserwisser, der täglich die NZZ auswendig lernte. Von einem Fluidum der Langweile umgeben. Seine vornehme Art als bescheidener Snob zu erscheinen hatte er nicht abgelegt. Um mit ihm ins Gespräch zu kommen, gab ich mir Mühe, meine Bewunderung des Klassenbesten von früher, hervorzuholen. Wie ich so vor ihm sass, war von jener Glorifizierung nichts mehr vorhanden. Wo war sie, die Brillanz von damals, die ich so neidvoll bewunderte, geblieben? Was hatte ihn den früher zum Crack gemacht? Unsere Klasse war eine geschlossene Werkstatt. Wer gut aufpassen konnte, fleissig war (in den Augen der Lehrer fleissig) und ein gutes Gedächtnis hatte konnte es zum Spitzenreiter schaffen. Die Matura bestehen.

Beim Eintritt ins Erwerbsleben, war vom Biotop des Gymis nichts mehr übrig. Hier wehte der frische Wind der Erfordernissen der Praxis. Ganz andere Fähigkeiten und Eignungen waren gefragt. Sachkenntnis natürlich, darüber hinaus die Gabe des freien Vortrags, eines Vortrags in einfacher verständlicher Sprache. Menschenkenntnis und Eleganz im Umgang mit Geschäftspartnern musste man zu handhaben wissen. Die Geselligkeit mit Kunden, Lieferanten, Angestellten und ihre Angehörigen, auch mit Journalisten und Konkurrenten gehörten dazu. Fakultäten die weder im Gymi noch im Studium unterrichtet wurden.
Sich in diese neue Welt zurecht zu finden, dazu braucht es Denkfähigkeiten, die beim Klassenprimus nicht zu finden sind. Was heisst, suche Deine Talente so früh wie möglich herauszufinden und entwickle sie. Spiele sie aus wann immer Du kannst. Wenn möglich schon in der Gymnasialzeit. Allerdings läufst Du dann Gefahr nie ein Klassenerster zu werden.

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Premier de classe

 

Robert, qu’il s’appelait, le chouchou de tous les enseignants. Il était l’élève favori de la classe. C’était à l’époque de la fin de la première moitié du siècle dernier, au lycée de l’école cantonale de Lucerne. Quiconque voulait passer le Baccalauréat devait passer par là. Le premier de classe et moi-même avions vers les15 ans. À cette époque, il n’était pas du tout certain, ni pour moi ni pour mes professeurs, que j’atteindrais un jour ce noble objectif du Bac. En fait, ma qualification par mes professeurs m’était plutôt égale. De toute façon, je ne serais jamais premier de classe. Au mieux, mes notes voguaient autour de quatre. Quatre et demi serait déjà plutôt une exception pour moi. Mais la plupart du temps, la notation était plus faible. Sous le niveau de flottaison, comme on disait. Ce qui impliquait que ma survie au lycée était une constante lutte. Tout effort visant à satisfaire tant bien que mal les enseignants aurait de toutes façons été inutile. Il y eut pourtant un cas d’exception: mes rédactions furent lues à haute voix en présence de la classe comme étant un modèle d’histoire bien racontée. Bien qu’elles fourmillaient de fautes d’orthographe et de ponctuation, l’enseignant était quand même impressionné par l’histoire. Il était probablement le seul à ne pas m’avoir complètement délaissé. Mais le premier de classe restait bien le premier de classe.
En classe de dessin, sa position était pourtant menacée. Notre professeur de dessin, un ancien hallebardier de la Garde suisse, était certes un bon graphiste, mais aussi un médiocre professeur. Le sujet traitait Saint Nicolas. Presque tous ont fourni des représentations de Saint Nicolas et du Père Fouettard. Rien de remarquable. A l’exception d’Anton: Anton avait dessiné un grand livre, on y voyait juste les deux mains d’un vieil homme et par dessous, en une perspective complètement fausse, une petite fille, qui levait ses yeux inquiets. C’était génial de voir comment Anton a su faire apparaître la scène du point de vue de l’enfant sur le papier. À part Anton et moi-même, personne n’avait trouvé son dessin exemplaire. Et surtout pas le professeur. Tous ceux qui n’avaient pas dessiné comme un robot ce que le professeur avait en tête, sont passés à travers les mailles du filet. La position du premier de classe était donc sauvée.
La vie quotidienne de la famille de Robert était ordonnée comme il se doit, c’est à dire exemplairement ennuyeuse, adaptée, parfaitement rationalisée à la moyenne fédérale. En silence, j’admirais pourtant son environnement. Il y eut même des moments où moi aussi, j’aurai voulu faire partie d’une telle société. Combien différent c’était chez nous. Aucune trace d’ennui. Une chaîne de surprises innombrables reliait les événements de la journée. Nulle trace d’une quelconque structure. Le vendredi, c’était dimanche. C’était le jour de congé de mon père. Pas comme les vrais pères qui avaient du temps pour nous, les garçons, le dimanche. Le dimanche était le grand jour de combat dans sa profession d’hôtelier. Le vendredi, il était dans son élément. Il aimait oeuvrer en cuisine pour nous mijoter quelque chose de spécial. C’était le meilleur repas de la semaine. Nous fêtions toujours Noël le 21 décembre, alors qu’il était encore disponible pour décorer l’arbre de Noël et s’occuper des cadeaux. Immédiatement après, l’époque frénétique des festivités de fin d’année se succédaient. Son engagement total était alors exigé dans son travail. De par mon éducation, je n’ai reçu aucune directive quant à ce qui était nécessaire ou adapté pour naviguer à travers l’éducation au lycée. J’ai donc varappé de sujet en sujet. En français, je faisait les mathématiques, en géographie, j’écrivais à la dernière minute ma rédaction, le devoir pour lequel j’aurais eu théoriquement deux semaines. C’était un véritable camp d’entraînement à la gestion du temps. Une vertu qui devint plus tard très importante pour moi dans mon travail. A l’époque du lycée, j’étais un vrai vagabond intellectuel. L’envie de devenir premier de classe, c’était bien fini. C’était devenu une histoire d’amour répulsif.
D’un côté, ce serait certes tentant d’être au moins respecté par le corps enseignant. D’un autre côté, ce serait fantasque de se fixer des objectifs irréalisables. Mes talents étaient ailleurs. Pour moi, il y avait aussi un monde pratique en dehors du lycée.

Quelques décennies plus tard.
Tous mes collègues de lycée de l’époque avaient évolué dans des directions des plus variées. Emil était devenu un coryphée dans le monde académique. Aujourd’hui, il est professeur titulaire de physique théorique et travaille en étroite collaboration avec la NASA. Au lycée, il était plutôt dans la ligue des encore tolérés, comme moi. Et où donc se trouvait notre Superman de l’époque? Où Robert avait-il donc atterri ? Je savais qu’il avait étudié l’architecture. Aujourd’hui, il est fonctionnaire dans un canton de Suisse romande et s’occupe des demandes de permis de construire. Récemment, je l’ai rencontré par hasard dans le train pour Lausanne. Il se rendait à son lieu de travail. Toujours encore resté le pédant ennuyeux, qui apprenait tous les jours la NZZ par cœur. Enveloppé dans une aura d’ennui. Il n’avait pas renoncé à sa manière distinguée d’apparaître comme un snob modeste. Afin d’entrer en conversation avec lui, je m’appliquais à attester mon admiration pour le meilleur de classe du passé. Mais assis en face de lui, je constatais, qu’il ne restait plus rien de cette glorification du passé. Où était-elle donc restée cette luminescence, que j’admirais avec tant d’envie? Qu’est-ce qui l’avait rendu tellement exclusif à l’époque? Notre classe était un atelier clos. Si vous étiez attentif, diligent (diligent aux yeux des professeurs) et aviez une bonne mémoire, vous pourriez arriver au but. Réussir l’examen du Baccalauréat.
En entrant dans la vie active, il ne restait plus rien du biotope du lycée. Ici cinglait le vent frais des exigences de la pratique. Des compétences et des aptitudes complètement différentes étaient requises. L’expertise, bien sûr, mais aussi le don de conférence impromptu, dans un langage clair et compréhensible. La connaissance de la nature humaine et l’élégance dans les relations avec les partenaires commerciaux étaient nécessaires. La sociabilité avec les clients, les fournisseurs, les employés et leurs proches, ainsi qu’avec les journalistes et les concurrents, en faisait partie. Des facultés qui n’étaient enseignées ni au lycée ni à l’université.
Pour se frayer un chemin dans ce nouveau monde, il fallait des capacités de réflexion qu’on ne trouve pas chez un premier de classe. Cela signifie qu’il faut essayer de découvrir ses talents le plus tôt possible et de les développer. Utilise-les chaque fois que tu le peux. Si possible déjà au lycée. Mais tu cours alors le risque de ne jamais devenir un premier de classe.

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Meteo

 

«Wie wird das Wetter heute?»
Onkel Ferdi schaute zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, dreimal am Tag in den Himmel und sagte uns das Wetter voraus. Tante Nel in Holland wusste immer, wann Regen kam. Das war, als ihre Zehen schmerzten. Unsere Magd Stephanie richtete sich nach den Bauernregeln. So wusste sie am Tag des Heiligen Matthias (24. Februar) «Nach dem Mattheis, geht kein Fuchs mehr übers Eis.» Oder am Josephstag «Joseph klar, ein gutes Jahr». Wir, Robi und ich, machten sich über sie lustig: «Regnet es am Barnabas, werden alle Dächer nass.»

Ein Historiker an der Universität Freiburg hatte bei seinen Forschungen festgestellt, wie wenigen Angaben er in den Quellen des Mittelalters zum Thema «Wetter» begegnete. Er begründete die Feststellung damit, dass auch jene wenigen, die schreiben und lesen konnten, keinen Wert darauflegten, die tägliche Wetterlage schriftlich festzuhalten. Das Wetter gehörte genauso zum Leben wie wohnen, arbeiten, essen und schlafen. Der damalige Mensch muss das Wetter als sich ständig sich verändernden Naturvorgang wahrgenommen haben. Das Wetter musste man nehmen wie es gerade daherkam. Mit dem Wetter musste man sich arrangieren. Bedeutung hatte das Wetter für ihn nur dort, wo er tätig war. Sogar grössere, manifestere Auswirkungen des Wetters, wie Hochwasser oder grosse Kälteperioden, fanden kaum historische Erwähnung in den Chroniken.
Eine einzige Ausnahme gab es im 17. Jahrhundert. Ein Pfarrer im Oberwallis hatte über mehr als dreissig Jahre ein Tagebuch über die tägliche Wetterlage geführt. Eine Sensation. Endlich hatten die Historiker eine Quelle, welche die Angaben über das Klima während einer grossen Zeitspanne im Goms dokumentierte.
Die Frage nach dem Wetter interessierte nur die lokale Situation für den jeweiligen Tag. Höchstens noch für den morgigen Tag. So war das noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Onkel Ferdi wollte wissen, ob er einen Regenschutz mitnehmen musste, wenn er in die Reben arbeiten ging. Mehr nicht.
Natürlich wurde über die Zukunft des Wetters auch gewerweisst und gerätselt. Das waren die typischen Gespräche am Sonntag beim Café noir.
Wird es ein schöner Sommer mit abwechselnd viel Sonne und genug Regen? Das gäbe einen hohen Feldertrag. Dürre über die Jahre ist gleichbedeutend mit Hunger und Tod. Bloss keine Überschwemmungen und kein Orkantief, welches unser Hab und Gut zerstört. Blitz und Donner machen Angst und erzeugen Waldbrände.
Auf diese Fragen gab es keine zuverlässigen Antworten. Auch die Bauernregeln halfen nicht weiter. Das waren immer nur 50%-Aussagen, So-oder-so-Angaben; das heisst, sie hatten immer Recht.
Am Morgen, kaum wach, ein Blick in den Himmel. Morgenröte, strahlender Sonnenaufgang, dunkle Wolken vielleicht. Anzeichen, aus denen sich das Wetter des kommenden Tags einigermassen hervorsagen lässt. Weitere Signale, wie tieffliegende Schwalben, Unruhe im Stall, die Aktivität der Bienen, ein Hof um den Mond, Wetterwechsel vor und nach dem Vollmond, das Verhalten des Wetterfrosches im Terrarium. Alles Anzeichen, aus denen die Zukunft des Wetters, wenn auch eher unzuverlässig, abgelesen wurde. Die Treffsicherheit dieser Art von Ankündigen ist gerade genau genug, um mit der täglich herrschenden Witterung fertig zu werden. Die Erfahrungen aus den täglichen Himmelsbeobachtungen wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Und dieser Wissensschatz diente über sehr lange Zeit, die anstehende Arbeit, unter Berücksichtigung der Wetterlagen, zu organisieren. Gültigkeit hatten sie sowieso nur für die lokalen Wettergeschehnisse und für eine beschränkte Zeit. Es gab keine Alternative. Mit diesen Ereignissen der Natur musste man leben.
Als sich die Industrialisierung breit machte, kam es zu einem Paradigmenwechsel. Plötzlich benötigte man präzise Angaben zum Wetter. Weg von den lokalen Erfahrungen. Das Wetter wurde ein Teil der Globalisierung.
Die Erfindung des Telegraphen erlaubte es, plötzlich Informationen über Regenmenge, Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit weiterzugeben. Das war der Startschuss für die Erfassung der überregionalen, internationalen Wetterlage auf dem ganzen Kontinent. In London war man auf dem Laufenden, wie das Wetter in Berlin gerade war.
Die Seefahrt, die Luftfahrt und das Eisenbahnwesen waren auf weltweites Wissen des Wetters angewiesen. Die Prognosen wurden immer präziser.
Die Meteorologie als Wissenschaft nahm Fahrt auf. Jetzt konnte das Wetter genau studiert werden und aus ihm erstaunlich genaue Vorhersagen abgeleitet werden. Auf die Stunde genau liefert uns Meteo-Schweiz Angaben über den Zeitpunkt und die Mengen eines bevorstehenden Regengusses. Mit der Präzision einer Schweizeruhr trifft das Ereignis auch ein. Vorbei die Zeit, als uns Radio Beromünster «Regen, abwechselnd mit sonnigen Abschnitten, in Gewitternähe Böen» meldete.
Möglich ist dies durch ein dichtes Netz von Messtationen und Satelliten auf und über dem Globus geworden. Ein grenzüberschreitender Informationsaustausch, an dem sich alle Länder beteiligen. Jedermann kann, wenn er sie braucht, genaue Wetterdaten abrufen. Dank bester Software, Rechenzentren mit unglaublicher Speicherkapazität und einer guten Theorie über alle Abläufe in der Lufthülle werden zuverlässige Wettermodelle entwickelt.
Bergsteiger, Segler, Wanderer und Geschäftsleute, kurz jeder der es wissen möchte, weiss welche Klimaverhältnisse wo auf der Erde gerade herrschen. Eine gewaltige technische Leistung. Ein beeindruckender Fortschritt.
Was bedeutet das für den Alltag des strebsamen Bürgers? Nicht allzu viel.
Eigentlich sind wir, wie vor hundert Jahren, immer noch den Launen der Witterung ausgesetzt. Auch wenn mindestens dreimal im Tage das Smartphone zu Rate gezogen wird. Die Information, die unser Bürger erhält, ist für ihn und für das, was er zu tun gedenkt, kaum besser als jene, die Onkel Ferdi hatte, 70 Jahre zurück.
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert das Wetter oder bleibt wie es ist.

 

 

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Météo

 

„Quel temps fera-t-il aujourd’hui ?“
Durant la seconde guerre mondiale, Oncle Ferdi regardait trois fois par jour le ciel et prédisait le temps qu’il ferait. Tante Nel en Hollande savait toujours quand qu’il allait pleuvoir. C’était lorsque ses orteils la faisaient souffrir. Notre bonne Stéphanie se basait sur les dictons populaires. Elle savait donc que le jour de la Saint Matthias (24 février) „Après la Saint Matthias, plus aucun renard ne marche sur la glace“. Ou le jour de la Saint Joseph, „Si Saint Joseph est serein, l’année se passera bien“. Nous, Robi et moi, nous sommes moqués d’elle : „S’il pleut à la Saint Barnabé, tous les toits seront mouillés“.

Un historien de l’Université de Fribourg avait remarqué pendant ses recherches, combien peu d’informations étaient consignées dans les sources du Moyen-Âge sur le Thème „Météo“. Il a justifié cette constatation en déduisant que les rares personnes sachant lire et écrire ne portaient aucun intérêt à rapporter par écrit la situation météorologique quotidienne. Le temps faisait autant partie de la vie quotidienne qu’habiter, travailler, manger ou dormir. L’homme de l’époque devait considérer le temps comme étant un processus naturel en constante évolution. Il fallait prendre le temps comme il venait. Avec le temps il fallait bien s’arranger.  Le temps qu’il faisait n’avait de sens que là, où il travaillait. Même des effets plus importants du temps, comme des inondations ou des grandes périodes de froid, ne sont guère mentionnées dans les chroniques historique.
Il y a eu pourtant une exception au XVIIe siècle. Un prêtre du Haut Valais a tenu un journal pendant plus de trente ans sur les conditions météorologiques quotidiennes. Une sensation. Enfin, les historiens avaient une source d’informations documentée sur le climat pendant une grande période à Goms.
La question du temps qu’il ferait n’intéressait que la situation locale pour le jour en question. Ou peut-être demain au plus tard. Et c’est resté comme cela jusqu’à ce qu’au milieu du XXe siècle. Oncle Ferdi voulait savoir, s’il devait emporter des vêtements de pluie lorsqu’il allait travailler dans les vignes. Rien de plus.
Bien sûr, on spéculait ou se creusait également la tête de l’avenir du temps qu’il allait faire. C’étaient les conversations typiques du dimanche au Café noir.
Est-ce que ce sera un bel été avec beaucoup de soleil et assez de pluie ? Ce serait un bon rendement dans les champs. Une sécheresse est un synonyme de faim et de mort. Surtout pas d’inondations ou d’ouragan qui détruiraient nos récoltes et nos biens. Le tonnerre et la foudre font peur et génèrent des incendies de forêt.
Il n’y avaient pas de réponses fiables à ces questions. Les dictons populaires n’étaient pas d’un grand secours non plus. Il s’agissait toujours de déclarations à 50%, c’est-à-dire que, quelle que soit la situation, ils ont de toutes façon toujours raison.
Le matin, à peine réveillé, un regard vers le ciel. L’aurore, un lumineux lever de soleil, des nuages sombres, peut-être. Des signes permettant de prédire comme ci comme ça la météo pour le jour à venir. D’autres signaux, tels que des hirondelles volant à basse altitude, l’agitation du bétail dans l’écurie, l’activité des abeilles, une cour autour de la lune, le temps changeant avant et après la pleine lune, le comportement de la grenouille dans le terrarium. Tous des signes prédisant le devenir du temps, quoique de manière assez peu fiable. L’exactitude de ce type de prédiction est juste assez précis pour faire face aux conditions météorologiques quotidiennes. Les expériences gagnées des observations quotidiennes du ciel ont été transmises de génération en génération. Et cette richesse de connaissances a servi pendant longtemps quant à organiser le travail à effectuer en tenant compte des conditions météorologiques. De toute façon, ces observations n’étaient valables que pour des événements météorologiques locaux et pour une durée limitée. Il n’y avait aucune alternative. Il fallait vivre avec ces événements de la nature.
Au cours de l’industrialisation, il y eut un changement de paradigme. Soudain, il nous fallait des informations précises sur la météo. Loin de l’expérience empirique locale. Le temps est devenu une partie de la globalisation.
L’invention du télégraphe nous a permis de passer soudainement des informations sur la quantité pluviométrique, la température, la pression atmosphérique et l’humidité ambiante. Ce fut le signal de départ pour l’enregistrement des conditions météorologiques supra-régionales et internationales sur tout le continent. À Londres, on était à jour quant au temps qu’il faisait à Berlin.
Le transport maritime, l’aviation et les chemins de fer étaient dépendants de la connaissance du temps dans le monde entier. Les prévisions devinrent de plus en plus précises. La météorologie en tant que science pris de l’envergure. Maintenant, la météo pouvait être étudiée en détail et à partir de là, des prévisions étonnamment précises pouvaient être dérivés. A l’heure actuelle, MétéoSuisse nous fournit des informations sur la date et les quantités d’une imminente averse. Et l’événement arrive en général avec la précision d’une montre suisse. Fini le temps où Radio Beromünster annonçait: „La pluie, en alternance avec des sections ensoleillées, des vents en rafales avant l’orage.“
Ceci est rendu possible par un réseau dense de stations de mesure et de satellites disséminées sur tout le globe. Un échange d’informations transfrontalier auquel tous les pays participent. Tout le monde peut traiter des données météorologiques précises quand il en a besoin. Grâce à des logiciels efficaces, des centres de données avec une capacité de stockage incroyable et une bonne théorie sur les processus de la stratosphère, nous pouvons développer des modèles météorologiques fiable.
Alpinistes, marins, randonneurs ou hommes d’affaires, bref, chaqu’un qui veut savoir quelles sont les conditions climatiques qui prévalent actuellement à un endroit précis ont accès à cette information. Une réalisation technique formidable. Un progrès impressionnant.
Qu’est-ce que cela signifie pour la vie quotidienne du citoyen lambda? En fait, pas trop. En fait, nous sommes toujours encore exposés aux caprices du temps, tout comme il y a cent ans. Même si le smartphone est consulté au moins trois fois par jour. L’information que reçoit notre citoyen ne sont guère meilleures pour lui et pour ce qu’il a l’intention de faire que celles dont disposait l’oncle Ferdi il y a 70 ans.
Chante le coq sur le tas de fumier, le temps change ou reste comme il est.

 

 

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